Bei Stressfaktoren denken wir automatisch an: Ich hab viel zu viel zu tun, mein Chef stresst mich, ich habe keine Zeit und ich weiß nicht, wie ich das alles schaffen soll. Sprich, wir denken automatisch an Dinge im Außen, die Stress in uns auslösen. Das ist total verständlich, denn unser Leben ist ja oft recht stressig und schnelllebig.
Aber es gibt Stressfaktoren, die viel mehr zu Stress führen als die äußeren Umstände, und zwar unsere inneren Stressfaktoren!
Was sind innere Stressfaktoren?
Innere Stressfaktoren, auch Stressoren genannt, haben genau dieselbe Wirkung wie äußere: Sie lösen Stress in uns aus. Im Gegensatz zu den äußeren Stressoren, entstehen sie aus uns heraus. Das bedeutet, wir fühlen uns gestresst, zum Beispiel weil wir etwas Bestimmtes denken, oder weil das, was gerade passiert, einen inneren Konflikt in mir auslöst oder weil es nicht mit meinen Werten übereinstimmt. Der Gedanke, dass der Stress in uns entsteht, ist meist nicht besonders angenehm, doch die inneren Stressfaktoren haben einen großen Vorteil: Da sie in uns entstehen, können wir sie auch verändern! Das bedeutet, dass wir nicht von äußeren Faktoren abhängig sind. Nein, wir können das selbst in Hand nehmen!
Insofern ist mein Tipp immer: Schaue dir erstmal deine inneren Stressfaktoren an, denn an denen kannst du selbst arbeiten. Übrigens: Wenn wir an unseren inneren Stressoren arbeiten, löst sich oft der äußere Stress mit auf.
Die häufigsten inneren Stressfaktoren
Die vermeintlichen Erwartungen der anderen – ein riesiger Stressfaktor!
Dieser Punkt ist wirklich ein Phänomen. So oft haben Klientinnen mir schon erzählt, was andere alles von ihnen erwarten. Das Gespräch läuft dann meist so oder so ähnlich:
Ich: Weißt du denn sicher, dass dein Partner das wirklich von dir erwartet?
Klientin: Ja, klar. Das weiß ich sicher!
Ich: Hat er das genau so zu dir gesagt?
Klientin: Nein, also das hat er nicht. Aber ich weiß, dass er das erwartet!
Ich: Woher weißt du denn, dass er das erwartet, wenn ihr nicht darüber gesprochen habt?
Klientin: Das weiß ich einfach!
Ich: Magst du diese Vermutung mal auf Realität überprüfen und ihn einfach mal fragen?
Und zu 99 % kommen sie das nächste Mal total erstaunt in die Sitzung, weil das, was sie dachten, was die anderen von ihnen erwarten, gar nicht stimmt. In dem Beispiel war es so, dass der Partner der Klientin vollkommen überrascht und verwirrt war, wie sie auf die Idee kommt, dass er das von ihr erwarte. Das erlebe ich in der Praxis auch sehr häufig.
Solche Situationen hatte ich schon wirklich oft und in unterschiedlichsten Konstellationen: mit dem Partner, mit Freunden, mit Arbeitskollegen, mit den Eltern oder mit der Verwandtschaft. Es gab in den letzten 11 Jahren nur ein paar wenige Ausnahmen, bei denen es anders lief.
Mein Tipp zur Vermeidung dieses Stressfaktors:
Überprüfe deine Gedanken – in Bezug auf die Erwartungen der anderen – auf Realität. Wenn du glaubst, dass jemand etwas von dir erwartet, dann frag einfach nach und schau, ob das auch wirklich so ist. Das ist bei den ersten Malen ein wenig ungewohnt, aber das legt sich schnell. Vor allem wirst du bald merken, wie viel weniger Stress du dadurch hast!
Ich darf keine Fehler machen – der Stressfaktor, der uns in den Wahnsinn treiben kann.
Dieser innere Stressfaktor funktioniert immer. Ich darf keine Fehler machen! Dieser Satz löst schon direkt beim Lesen Stress aus, oder? Und nicht nur das! Denn an diesem Anspruch können wir nur scheitern! Wie soll es gehen, keine Fehler zu machen? Das ist schlicht und ergreifend unmöglich.
Erstens sind wir Menschen, und Fehler gehören einfach dazu. Und vor allen Dingen: Was ist denn eigentlich ein Fehler und was nicht? Wer entscheidet das? Das ist in vielen Bereichen eine reine Interpretationssache. Also ist es unmöglich, keine Fehler zu machen!
Mein Tipp, um diesen Stressor aus dem Weg zu räumen:
Versuche dich so schnell wie möglich von diesem Anspruch zu befreien. Verabschiede dich innerlich von diesem Satz. Finde einen alternativen Satz für dich, der nicht so viel Stress auslöst, z.B. Ich tue mein Bestes. (Das ist immer noch gut genug und viel weniger stressig).
Ich muss es allen recht machen – der Stressfaktor, der uns zum Verzweifeln bringt.
Der nächste Satz, der den Stresspegel direkt nach oben treibt. Denn das Bedürfnis es allen recht machen zu wollen ist ein enormer innerer Antreiber. Er ist ganz eng verwandt mit dem ersten Punkt, den vermeintlichen Erwartungen anderer. Aber der Glaube, es allen anderen recht machen zu wollen, geht noch einen Schritt weiter.
Denn es geht nicht nur darum, was die anderen vermeintlich von uns erwarten, sondern wir haben auch noch den Anspruch, das zu erfüllen. Schier unmöglich! Dann fängt es an, wirklich richtig stressig zu werden! Ich hab da so das Bild vom Hamster vor Augen, der in seinem Rad rennt und rennt und rennt – und niemals sein Ziel erreicht.
Mein Stress-Vermeidung-Tipp zu diesem Punkt:
Hier würde ich dir empfehlen gegenzusteuern, indem du damit beginnst, auch auf deine eigenen Bedürfnisse zu hören und sie wichtiger zu nehmen. Das bedeutet nicht, dass du ab sofort total egozentrisch werden sollst, aber dass du damit beginnst, es dir selbst auch mal recht zu machen. Und nicht nur den anderen. Die vorherigen Tipps kannst du bei diesem Punkt auch anwenden.
Selbstzweifel können viel Stress auslösen
Je mehr wir an uns selbst zweifeln, desto größer ist unser innerer Stresspegel.
Durch die Selbstzweifel hinterfragen wir uns selbst ständig: Hab ich das richtig gemacht? Ich hoffe, mein Partner ist jetzt nicht sauer! Was denkt wohl mein Chef von dem Bericht von gestern? Und so weiter. Das raubt Lebensfreude, Energie und verursacht zusätzlich inneren Stress.
Wie kannst du diesen Stress vermeiden?
Stärke dein Selbstbewusstsein, stärke dein Selbstwertgefühl. Dann haben Selbstzweifel nicht mehr viel Chance. 21 Tipps, wie du dein Selbstwertgefühl stärken kannst, findest du in diesem Artikel.
Innere Konflikte sind Stressoren!
Innere Konflikte gibt es in zwei Varianten: Entweder haben wir zwei innere Anteile, die gegeneinander arbeiten oder wir haben innere Überzeugungen, die im Konflikt mit etwas von Außen ist.
Innere Anteile, die gegeneinander arbeiten, kennen wir alle. Nämlich, wenn wir uns schwer entscheiden können. Da haben wir einen Anteil, der sagt „Ja, das ist toll, das machen wir!“ und einen anderen, der sagt „Hmmm, ob das wohl so eine gute Idee ist? Was da alles passieren kann, und überhaupt!“. Je ebenbürtiger diese Anteile sind, desto anstrengender ist der Konflikt. Und das stresst definitiv!
Wenn ein innerer Anteil einen Konflikt mit etwas von Außen hat, dann hat das auch ein riesiges Stresspotential. Wenn ich z.B. davon überzeugt bin, dass ich nicht gut vor anderen sprechen kann. Und mein Chef ist aber überzeugt davon, dass ich die Präsentation beim Kunden halten soll, dann stresst das. Neben dem normalen Lampenfieber kommt da noch der innere Konflikt dazu.
Oder noch ein subtileres Beispiel: Wenn ich davon überzeugt bin, dass ich etwas leisten muss, um geliebt zu werden, dann wird es mich richtig in die Bredouille bringen, wenn ich plötzlich Liebe und Anerkennung bekomme, ohne etwas dafür tun zu müssen.
Mein Tipp, um diesen Stress zu vermeiden
Hier gibt es nur eine Möglichkeit, nämlich den sich der eigenen inneren Überzeugungen, die sogenannten Glaubenssätze, bewusst zu werden. Was für Gedanken und Prägungen habe ich in mir? Was glaube ich ganz tief in mir drin? Wie sehr beeinflusst das mein Denken, Handeln und Fühlen im Alltag? Wenn dir das bewusst ist, kannst du innere Konflikte erkennen und auch steuern.
Fazit: Unsere blockierenden Glaubenssätze sind die größten inneren Stressfaktoren
Glaubenssätze sind innere Überzeugungen, die aus unseren Prägungen und Erfahrungen entstanden sind. Ein ständig vorgesagter Satz in der Kindheit, wie zum Beispiel „Dafür bist du noch zu klein. Du kannst das noch nicht“ kann im Erwachsenenalter zu einem „Ich kann das nicht“ werden. Und diese Überzeugungen blockieren und beeinflussen uns.
Bei den inneren Konflikten liegen in den allermeisten Glaubenssätze zugrunde. „Ich muss es allen recht machen“ oder „Ich darf keine Fehler machen!“ sind Glaubenssätze, die ich ja hier bereits als Stressfaktoren erwähnt habe. Auch das, was ich über die Erwartungen anderer denke und meine Selbstzweifel sind von meinen Glaubenssätzen gefärbt.
Wenn du Stress in deinem Leben reduzieren möchtest, und beim inneren Stress anfangen willst, was ich dir übrigens sehr empfehlen würde, dann ist es am sinnvollsten, wenn du direkt bei deinen Glaubenssätzen anfängst. Das spart dir einige mühsame Umwege und du packst das Problem direkt an der Wurzel.
Wenn du an deinen Glaubenssätzen arbeiten möchtest und dir dabei Unterstützung wünschst, dann buche dir hier ein kostenloses Erkenntnis-Coaching (ca. 15 Min.). Da können wir über deine nächsten Schritte sprechen, um deine Glaubenssätze so zu gestalten, dass sie dich stärken und unterstützen.
Übrigens: Echte Selbstfürsorge wirkt auch ganz hervorragend gegen innere Stressoren!
Stöbere gerne in meinen Selbstfürsorge-Artikeln:
Die ultimative Selbstfürsorge-Anleitung!
Mein Herbstleuchtfeuer – meine Tipps gegen Herbstblues!
17 Selbstfürsorge-Übungen für den Alltag, die funktionieren!
Echte Selbstfürsorge: Was ist das eigentlich genau und warum ist sie so wichtig?
Über die Autorin: Rosina Geltinger
Ich liebe es, die Wege der Seele zu ergründen. Davon bin ich schon seit vielen Jahren fasziniert. Ich finde es unglaublich spannend zu sehen, welche kreativen Wege unsere Seele findet, um uns an unsere Themen liebevoll heranzuführen.
Der Schlüssel zum Glück liegt immer in uns. Davon bin ich überzeugt. Je tiefer und besser wir uns selbst kennen, verstehen und annehmen, desto glücklicher und zufriedener können wir sein.
Dazu arbeite ich seit vielen Jahren mit meinen Klienten online und offline in meiner Praxis in München.
Auf meinem Blog schreibe ich zu den Themen Selbstwertgefühl, Lebensfreude und innere Ruhe.
Ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie, holistische Psycho-Kinesiologin, Kursleiterin für Entspannungsverfahren. Mehr über mich erfährst Du hier.