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Gefühlswelt & GedankenGlaubenssätze

Vaterwunde: Welche Auswirkung hat es auf Töchter, wenn sie ohne Vater aufwachsen?

By 24. Februar 2025März 5th, 2025No Comments
Vater hält Tochter an der Hand. Ein Gefühl der Sicherheit, dass ein Mädchen mit Vaterwunde nicht kennt

Vaterwunde: Vielleicht fällt dir gerade deshalb das Leben schwerer als anderen?

Hast du manchmal das Gefühl, dass dir Dinge schwerer fallen als anderen? Hast du oft das Gefühl, kämpfen zu müssen, während es bei anderen scheinbar ohne Probleme läuft? Vielleicht liegt die Ursache dafür viel tiefer als du denkst – genauer gesagt bei der Abwesenheit deines Vaters.

Die Abwesenheit des Vaters ist leider keine Seltenheit, dabei ist der Vater so wichtig für die Entwicklung der Kinder. Es fehlt der liebevolle Umgang mit einer männlichen Bezugsperson, der uns fürs Leben stärken soll, und darunter leidet ein Kind.

Ich bin selbst ohne Vater aufgewachsen und kenne die Gefühle, die damit verbunden sind, aus eigener Erfahrung. In den letzten 14 Jahren habe ich auch mit vielen Frauen gearbeitet, die eine ähnliche Geschichte hatten – Frauen, deren Vater gar nicht oder nur selten anwesend war. Sie kamen zwar meist aus anderen Gründen zu mir – aber der abwesende Vater war trotzdem immer Thema. Deshalb widme ich diesen Blogartikeln speziell den erwachsenen Töchtern, die ohne Vater aufgewachsen sind.

Vor Kurzem hab ich mir nämlich die spannende Frage gestellt: Gibt es wiederkehrende Muster?

Gibt es einen roten Faden?

Gibt es Dynamiken, Eigenschaften oder Lebensumstände, die bei allen auftauchen – trotz der unterschiedlichen Lebensgeschichten – gibt es Gemeinsamkeiten, die sich durch die Geschichten der Frauen ziehen?

Und tatsächlich – nachdem ich viele Gesprächsprotokolle mit meinen Klientinnen durchgegangen bin und meine eigenen Erfahrungen reflektiert habe, bin ich auf einige spannende Erkenntnisse gestoßen, die dich vielleicht überraschen werden – und genau diese teile ich in diesem Artikel mit dir.

Gleichgewicht in der Familie gerät außer Balance

Idealerweise bringen beide Elternteile eine ausgewogene Mischung aus männlicher und weiblicher Energie in die Familie ein. Sie ergänzen sich wunderbar und sind beide wichtig, was schön durch das Yin & Yang Symbol dargestellt wird.

Yin (weibliche Energie) steht symbolisch für:
Urvertrauen, Intuition, Erschaffen, Loslassen, Empfangen, Genießen, Gemeinschaft, Inspiration

Yang (männliche Energie) steht symbolisch für:
Schutz, Entscheidungen, Machen, Fokussieren, Verwurzelung, Kraft, Kontrollieren, Rückgrat, Durchsetzen

Traditionell wird das Yang mit dem Männlichen und das Yin mit dem Weiblichen assoziiert. Tatsächlich tragen wir alle beide Energien in uns – unabhängig vom Geschlecht. Allerdings steht der Vater symbolisch für das Yang und die Mutter für das Yin.

Wenn der Vater in der Familie fehlt oder wenig da ist, dann fehlt die männliche Energie, das Yang, und die Energie der Familie gerät aus dem Gleichgewicht.

Stell dir vor, die Familie ist wie ein Tisch. Die Mutter bringt die weibliche Energie (Yin), der Vater die männliche Energie (Yang) ein, und beide bilden gemeinsam eine gesunde Basis für das Kind. Fehlt der Vater oder ist er emotional nicht präsent, fehlt ein Bein – der Tisch wird wackelig. Natürlich kann auch ein Tisch mit nur drei Beinen stehen – aber das ständige Ausbalancieren kostet enorm viel Kraft. Das wird irgendwann ganz schön anstrengend und laugt uns aus.

Wie genau mit dem fehlenden Tischbein, dem Mangel des Yang, umgegangen wird, ist in den Familien sehr unterschiedlich. Aber eines habe ich immer wieder beobachtet: Die fehlende männliche Energie wird oft unbewusst kompensiert, um den wackelnden Tisch zu stabilisieren.

Die Vaterwunde führt zu: Immer kämpfen – immer stark sein – immer funktionieren

Der Vater steht symbolisch für Schutz, Aktivität und dafür, Dinge in Bewegung zu bringen – aber auch für Struktur und Fokus.

Und wenn der Vater nicht da ist, muss das Weibliche kompensieren und versuchen, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Oft führt das zu einer Überkompensation des Männlichen, wodurch das Weibliche dann zu kurz kommt. Dadurch gerät das gesamte System noch stärker aus der Balance.

Auswirkungen auf das persönliche Erleben

Was ich von mir von früher kenne und auch bei all meinen Klientinnen beobachten konnte, ist: Sie sind extrem autonom und haben das ständige Gefühl, stark sein und sich durchkämpfen zu müssen.

Ich erinnere mich noch an Freundinnen von früher, bei denen ich immer dachte: Warum fällt ihnen alles so leicht? Schule, später Job, Beziehungen – sie mussten sich nie groß anstrengen. Irgendwie flog ihnen alles zu. Für mich war damals das Gefühl, dass „alles leicht geht“ vollkommen fremd. Mein Weg war gefühlt einfach anders. Schwerer. Anstrengender.

Als ich mir das für den Artikel noch einmal genau angeschaut habe, fiel mir auf: Bei all diesen Freundinnen war der Vater präsent. Und zwar wirklich präsent.

Wie sieht es bei dir aus? Kennst du dieses Gefühl auch? Dieses Gefühl, immer kämpfen zu müssen, während es anderen scheinbar zufliegt? Vielleicht liegt das bei dir auch daran, dass dein Vater nicht (oder nur wenig) anwesend war?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses Gefühl „immer kämpfen zu müssen“ aus dieser Kompensation heraus entsteht. Die Tochter hat sehr früh gelernt, stark und autonom sein zu müssen.

Dieses ständige Kämpfen formt unsere Glaubenssätze – und nagt an unserem Selbstwertgefühl.

Ohne Vater aufwachsen hat Einfluss auf unser Selbstwertgefühl

Die Vaterwunde hat großen Einfluss auf unser Selbstwertgefühl. Ein Kind, das sich verlassen fühlt, ist meist tief verletzt und fühlt sich wertlos. Der innere Kampf, mit diesem Schmerz umzugehen und ihn vor anderen zu verbergen, kostet enorm viel Energie – Energie, die eigentlich für eine gesunde Entwicklung nötig wäre.

Die Tochter kann nicht verstehen, warum der Vater nicht da ist – und dass es Gründe gibt, die nichts mit ihr zu tun haben. Weil die Tochter automatisch nach Erklärungen sucht, zieht sie unbewusst den Schluss: Es liegt an mir.

Daraus entwickeln sich unterschwellige Schuldgefühle. Streiten sich die Eltern, denkt die Tochter, es ist ihre Schuld. Trennen sich die Eltern, glaubt sie, es ist ihre Schuld. Wenn der Vater sie nicht mehr sehen möchte, denkt sie, es ist ihre Schuld.

Außerdem brauchen wir im Kindesalter unsere Eltern als Spiegel, um unsere Persönlichkeit entwickeln zu können. Und wir brauchen ihr Feedback. Wenn wir dieses Feedback nicht bekommen, beziehen wir das auch wieder auf uns.

Diese Schuldgefühle sind oft nicht bewusst, aber sie laufen trotzdem unterschwellig immer mit. Wie der Untertitel bei einem Film. Diese Last begleitet viele Töchter durchs Leben, ohne dass sie es bewusst merken. Und je länger sie da ist, desto tiefer verankert sie sich.

So entsteht ein tief verankertes Schuldgefühl, das mit der Zeit zur inneren Wahrheit wird. Daraus entwickeln sich innere Muster und Glaubenssätze (siehe nächster Punkt). Ihr Selbstwertgefühl kommt ins Wanken und sie verlieren schnell den Halt.

Die langfristigen Folgen für unser Selbstbild

Schnell schleicht sich das Gefühl ein: „Ich bin es offensichtlich nicht wert“ oder „Ich bin nicht liebenswert, sonst würde mein Vater mich ja lieben“. Jeder Gedanke in diese Richtung schwächt unser Selbstwertgefühl. Und diese Gefühle bleiben oft bis ins Erwachsenenalter präsent, sie werden dann nur auf andere Menschen projiziert – auf den Partner, den Chef oder die unerfüllte Liebe.

Das Gute ist: Unser Selbstwertgefühl ist nicht statisch. Es ist nicht so, dass wir einmal unser Selbstwertgefühl entwickeln und dann war’s das. Nein – wir können unser Selbstwertgefühl jederzeit stärken, egal, was es erschüttert hat. In meinem Artikel Selbstwertgefühl stärken – dein Schlüssel für ein glückliches Leben findest du 21 Übungen, die dir dabei helfen, deinem Selbstwertgefühl einen ordentlichen Boost zu verpassen.

Unser Selbstwertgefühl steht aber nicht für sich allein. Es ist eng verknüpft mit tiefen Überzeugungen, die wir über uns selbst und die Welt entwickelt haben. Genau hier zeigt sich, wie tief die Vaterwunde unsere Glaubenssätze beeinflusst.

Die Vaterwunde prägt unsere Glaubenssätze

Ich habe oft festgestellt, dass die Glaubenssätze der Töchter, die ohne Vater aufgewachsen sind, in eine ähnliche Richtung gehen.

Wir haben gerade schon über das tief verankerte Schuldgefühl gesprochen. Um mit diesem belastenden Gefühl umzugehen, entwickelt das Kind unbewusst Strategien, um dieses unangenehme Gefühl zu vermeiden. Aus diesen Strategien entwickeln sich dann Glaubenssätze, die uns später blockieren.

Mal ein konkretes Beispiel: Lisa gibt sich die Schuld, dass ihr Papa gegangen ist. Daraus entsteht der Gedanke:

❌ Ich bin nicht liebenswert.

Denn, wenn ich wirklich liebenswert wäre, wäre Papa geblieben.

Als Erwachsene hat Lisa immer wieder Probleme in Beziehungen. Sie sucht sich immer die „bad guys“ aus. Denn wenn ein Mann mal „zu nett“ ist und ihr Komplimente macht, kann sie die nicht glauben und annehmen. Dass der Glaubenssatz „Ich bin nicht liebenswert“ der Grund dafür ist, der ursprünglich mit ihrem Vater zu tun hat, ist Lisa nicht bewusst.

Es gibt einige typische Glaubenssätze, die mir bei Frauen, die ohne Vater aufgewachsen sind, aufgefallen sind:

❌ Ich muss immer stark sein.

❌ Ich bin nicht gut genug.

❌ Ich muss etwas leisten, um Wertschätzung/Anerkennung/Liebe zu bekommen.

❌ Was ich will, ist nicht wichtig.

❌ Ich bin schuld. (Zeigt sich oft nicht so eindeutig, eher subtiler, dass wir die Schuld oft auf uns nehmen)

u.v.m.

Diese Glaubenssätze sind wie der Boden, auf dem unser Leben aufgebaut ist. Du kannst dir sicher vorstellen, dass auf so einem Boden nicht nur angenehme Dinge wachsen, die uns guttun. Es ist eher ein karger, steiniger Boden, auf dem vor allem Zweifel, Unsicherheit und Selbstsabotage wachsen – anstatt Selbstvertrauen, innere Stärke und einem tiefen Gefühl, dass das Leben es gut mit mir meint.

Wenn du dich näher mit deinen negativen Glaubenssätzen beschäftigen willst, dann hilft dir meine Checkliste „Negative Glaubenssätze erkennen“, die du dir hier für 0,- Euro runterladen kannst.

Diese tief verwurzelten Glaubenssätze verschwinden nicht einfach, nur weil wir älter werden. Sie begleiten uns – oft unbemerkt – ins Erwachsenenalter und beeinflussen, wie wir fühlen, denken und handeln. Doch wie genau zeigt sich das in unserem Alltag? Dazu kommen wir jetzt:

So, und wie beeinflusst die Vaterwunde jetzt konkret unser erwachsenes Leben

Glaubenssätze beeinflussen unseren Alltag im Hier und Jetzt

Die Glaubenssätze, die durch die Abwesenheit des Vaters entstehen, sind tief verwurzelt und beeinflussen alle Lebensbereiche, bis wir sie bewusst verändern. Ohne aktive Arbeit daran bleiben sie meist das ganze Leben lang bestehen.

Hier mal ein paar konkrete Beispiele, wie sich diese alten Glaubenssätze praktisch auf unseren jetzigen Alltag auswirken können:

Glaubenssatz: Ich darf keine Fehler machen

Das ist eine ideale Grundlage für ungesunden Perfektionismus, und zwar die Art von Perfektionismus, die richtig Stress macht.

Marina, eine Mutter mit 3 kleinen Kindern und Job hat die Erwartung an sich selbst, dass das Haus immer blitzeblank geputzt ist. (Von ihr selbst, versteht sich!). Dieser Glaubenssatz entstand in ihrer Kindheit: Damals dachte sie, ihr Papa sei gegangen, weil sie Fehler gemacht hat. Heute wirkt dieser Glaubenssatz weiter, allerdings nicht mehr in Bezug auf ihren Vater, sondern auf ihr gesamtes Leben.

Sie hat sehr hohe Erwartungen an sich selbst, und wenn sie diese nicht erfüllt, sieht sie es als „Fehler“. Deshalb macht sie sich einen unglaublichen Stress, all ihre Erwartungen zu erfüllen, um dieses Gefühl zu vermeiden. Ihr ist das nicht bewusst, sie denkt, ihr ganzer Stress kommt von all den Verpflichtungen, die sie hat, und weil ihr Mann sie einfach nicht genügend unterstützt.

Hier noch ein weiteres Beispiel:

Glaubenssatz: Das, was ich will, ist nicht wichtig

Ines hat eigentlich das Leben, das sie sich immer gewünscht hat, und trotzdem ist sie nicht glücklich und zufrieden. Sie weiß, sie müsste es eigentlich sein, aber sie spürt einfach nichts davon.

Während unserer Arbeit stellt sich schnell heraus, dass Ines ihre eigenen Bedürfnisse immer automatisch hinten anstellt. Zum Beispiel hätte sie einen tollen Karrieresprung in der Firma machen können. Aber ihr Mann war nicht begeistert, also ließ sie den Gedanken direkt fallen, ohne ernsthaft mit ihm darüber zu sprechen. Stattdessen hat sie versucht sich selbst davon zu überzeugen, dass ihr das gar nicht so wichtig ist und die Beförderung eh nur mehr Stress bedeutet hätte. Das passiert ihr auch in vielen anderen alltäglichen Situationen.

Wie sich alte Erfahrungen in Glaubenssätzen manifestieren

Der dahintersteckende Glaubenssatz, Das, was ich will, ist nicht wichtig, verfestigte sich schon in ihrer Kindheit, als ihre große Sehnsucht nach ihrem Papa nicht erfüllt wurde. All ihre Freundinnen hatten einen Papa, nur Ines nicht. So oft hat sie ihre Mama angebettelt, dass sie ihren Papa sehen möchte, aber die Mama konnte ihr diesen Wunsch leider nicht erfüllen. Und jedes Mal, wenn der Wunsch, ihren Vater zu sehen, wieder ganz groß wurde, hat sich der Glaubenssatz Das, was ich will, ist nicht wichtig, bestätigt.

Diese beiden Beispiele verdeutlichen, wie tief verwurzelte Glaubenssätze aus der Kindheit auch als Erwachsene unser Leben prägen können – auch wenn die Entstehung der Glaubenssätze schon Jahrzehnte her ist. Natürlich entstehen Glaubenssätze nicht nur, wenn der Vater abwesend ist, aber in diesem Artikel fokussiere ich mich darauf. Wenn du dich mehr in das Thema Glaubenssätze einarbeiten möchtest, dann schau dir hier die komplette Glaubenssatz-Anleitung an.

*Die Beispiele basieren auf realen Erlebnissen, sind jedoch fiktiv und wurden angepasst. Jede Ähnlichkeit mit realen Personen ist rein zufällig.

Wie die Vaterwunde Beziehungen beeinflusst

Ein kleines Mädchen lernt schon sehr früh, wie sie mit Jungs umgehen kann. Sie hat den Papa als sicheren Partner, um ihre Gefühle und Reaktionen auszuprobieren. Was mache ich, wenn ich so richtig wütend auf einen Jungen im Kindergarten bin? Was mache ich, wenn mich Jungs plötzlich interessieren, obwohl ich sie bis gestern noch sch%$&e fand? Wie wirke ich auf Jungs?

In all diesen Situationen ist der Papa der sichere Übungspartner. Da kann ich alles ausprobieren und weiß: Es kann mir nichts passieren. Bei ihm weiß sie, dass sie sich sicher fühlen kann.

Mädchen, die ohne Vater aufwachsen, haben diese Möglichkeit nicht. Sie hatten keinen sicheren Raum, um den Umgang mit Jungen spielerisch zu erproben – und das macht sich später bemerkbar.

Zusätzlich haben Mädchen ohne Vater oft das Gefühl, nicht gewollt oder unerwünscht zu sein. Dieses fehlende Urvertrauen in den Vater überträgt sich später oft auf andere Männer. Das zeigt sich häufig in Schwierigkeiten, eine stabile Beziehung einzugehen und ein gesundes Maß an Nähe und Distanz zu leben. Sie leiden häufig unter Verlustängsten und fühlen sich unsicher und unwohl im Umgang mit Männern.

Besonders deutlich wird das, wenn die Frau selbst Mutter wird und ihr Mann plötzlich die Vaterrolle übernimmt – in diesem Moment kann die alte Vaterwunde wieder aufgerissen werden.

Es gibt noch einen weiteren wichtigen Lebensbereich, auf den die Vaterwunde oft einen großen Einfluss hat.

Was der fehlende Vater mit Erfolg und Geld zu tun hat

Der Vater steht auch symbolisch für beruflichen Erfolg und für Geld durch die männliche „Macher-Energie“ – Umsetzen, Fokussieren und Durchhalten.

Wenn du bei Beförderung immer wieder übergangen wirst, das Geld ständig knapp ist, es zwar reinkommt, aber genauso schnell wieder weg ist oder wenn du so viel in deinen Job steckst, aber der große Karrieresprung trotzdem ausbleibt – da könnte die Vaterwunde auch eine Rolle spielen.

Wenn es in diesem Bereich bei dir nicht so läuft, wie du es dir wünschst, lohnt es sich, einen genauen Blick auf die Beziehung mit deinem Vater und die daraus entstandenen Glaubenssätze zu werfen.

Wie kannst du das ändern?

Wenn du dich in einigen Punkten wiedererkennst, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um an deiner Vaterwunde zu arbeiten, damit sie nicht weiterhin deinen Alltag negativ beeinflusst. Hier sind drei kraftvolle Übungen für dich:

1. Schreibe einen Brief an deinen Vater

Setze dich in Ruhe hin und schreibe einen Brief an deinen Vater – egal ob er noch lebt oder nicht. Schreibe alles auf, was du ihm schon immer sagen wolltest: Enttäuschungen, Sehnsüchte, Dankbarkeit oder Wut. Halte nichts zurück.

Bevor du mit dieser Übung weitermachst, mach dir bewusst: Gefühle kommen und gehen. Stell dir vor, du liegst im Sand am Strand und deine Gefühle sind wie sanfte Welle, die über dich rollen und wieder verschwinden.

Lies den Brief nun laut vor und spüre, was es mit dir macht. Lass alle Emotionen zu – Tränen, Wut, das Gefühl von Verlassenheit. Falls mehrere Emotionen auftauchen, gehe sie nacheinander durch. Beende die Übung, wenn du spürst, dass es genug ist. Danach kannst du einen Spaziergang machen, um das Gespürte zu verarbeiten.

Wenn du magst, schließe die Übung mit einem Ritual ab: Verbrenne den Brief, zerreiße ihn oder werfe ihn in einen Fluss – als Zeichen des Loslassens.

2. Erschaffe deinen „inneren“ Vater

Nimm dir zwei Minuten und schreibe spontan auf, was dir gefehlt hat, weil dein Vater nicht anwesend war. Schreibe einfach drauflos ohne groß darüber nachzudenken. Überlege dir dann: Was hättest du dir stattdessen gewünscht? Wie wäre es im besten Fall gewesen?

Mach es dir danach gemütlich und schließe die Augen. Stelle dir nun vor deinem inneren Auge vor, wie dein Vater für dich da ist und all das macht, was du von ihm gebraucht hättest. Wenn du deinen Vater nicht kennst oder das Bild deines Vaters nicht zu der Vorstellung passt, dann stelle dir eine ideale Vaterfigur vor.

Lass vor deinem inneren Auge Szenen entstehen, in denen er dich unterstützt, ermutigt und beschützt. In denen er ganz für dich da ist. Wie fühlt sich das an? Was würde er sagen? Spüre dieses Gefühl so intensiv wie möglich und verankere es in dir.

Vielleicht denkst du: „Was bringt das? Es war ja nicht so.“ Aber Studien zeigen, dass unser Gehirn kaum zwischen Vorstellung und Realität unterscheidet. Diese Übung kann eine wunderbar bestärkende Wirkung haben.

3. Verändere deine Glaubenssätze

Die Vaterwunde hat oft starken Einfluss auf unsere Glaubenssätze. Welche Überzeugungen hast du über dich selbst, über andere, über das Leben allgemein, die vielleicht aus dieser Wunde stammen? Finde es raus!

Gehe auf die Suche: Welche negativen Glaubenssätze hast du? Meine Glaubenssatz-Checkliste kann dich dabei unterstützen.

Schau dir deine negativen Glaubenssätze genau an:
👉 Welche davon haben mit meinem Vater zu tun?
👉 Wie wären meine Überzeugungen, wenn mein Vater mich so unterstützt hätte, wie ich es gebraucht hätte?
👉 Wie würde mein Leben heute aussehen, wenn ich diese neuen Glaubenssätze verinnerlicht hätte?

Schreibe diese neuen Sätze auf und stelle dir regelmäßig vor, dass sie wahr sind. Ich bin kein Fan von Fake it till you make it, aber hier ist es ein wirksames Tool!

Nicht zu vergessen: Das große Geschenk dabei

So schmerzhaft eine Vaterwunde auch sein mag – sie bringt oft auch wertvolle Stärken mit sich. Viele Frauen, die mit einem abwesenden Vater aufgewachsen sind, haben eine beeindruckende Unabhängigkeit und innere Stärke entwickelt.

Sie sind selbstständig, lösen Probleme eigenständig und lassen sich nicht so leicht aus der Bahn werfen. Sie verkörpern die kraftvollen Yang-Eigenschaften, die uns im Leben voranbringen: Entschlossenheit, Durchhaltevermögen und Widerstandskraft.

Vielleicht erkennst du dich auch darin wieder. Dann darfst du stolz auf dich sein – denn all das hast du dir selbst erschaffen. 💛


Fazit

Ehrlich gesagt – ich mag den Begriff „Vaterwunde“ nicht besonders. Aber es gibt leider keine wirklich bessere Alternative. Deshalb habe ich ihn hier verwendet, weil sofort klar ist, worum es geht.

Wichtig zu wissen: Eine Vaterwunde kann auch bestehen, wenn der Vater zwar körperlich anwesend, aber emotional nicht erreichbar war. Die Auswirkungen sind oft ähnlich wie bei einem abwesenden Vater.

Außerdem ist mir noch wichtig zu betonen: nicht jede Frau ohne Vater entwickelt automatisch die beschriebenen Herausforderungen oder Glaubenssätze. Manche hatten einen liebevollen Stiefvater, einen unterstützenden Großvater oder andere männliche Bezugspersonen, die diesen Mangel vielleicht gut ausgleichen oder wenigstens vermindern konnten.

Vielleicht findest du dich in manchen Punkten wieder, in anderen weniger – und das ist völlig okay. Dieser Artikel soll dir Impulse geben, aber jede Erfahrung ist individuell.

***

Bitte denk immer dran: Es ist nie zu spät, sich von den alten Mustern zu befreien und den Weg zu mehr Leichtigkeit und Selbstwert zu finden. Du bist nicht alleine mit deiner Geschichte – und du bist vor allem nicht dazu gezwungen, weiter darin zu bleiben.


Wenn du gerne bei der Aufarbeitung der Vaterwunde Unterstützung hättest, dann schreibe mich gerne an. Ich biete immer wieder Workshops und Kurse zu diesem Thema an.


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