Ich führe seit 13 Jahren eine psychotherapeutische Praxis (online und offline) und habe mit einem voll gefüllten „Werkzeugkoffer“ aus anerkannten therapeutischen Methoden und aus dem Coachingbereich gestartet. Im Laufe der Zeit hat sich für mich immer mehr herauskristallisiert, welche Interventionen wann besonders gut funktionieren und mit welchen Methoden ich besonders gerne arbeite. Heute möchte ich auf einen meiner Favoriten näher eingehen: die Arbeit mit dem „inneren Kind“. So oft habe ich erlebt, wie sich dadurch das Blatt gewendet hat. Was das innere Kind überhaupt genau ist, kannst du in diesem Artikel nachlesen.
In diesem Artikel schreibe ich darüber, wann die „innere Kind“ Arbeit Sinn macht und in welchen Situationen ich davon abrate.
In diesen 7 Situationen ist die Arbeit mit dem „inneren Kind“ sinnvoll!
Das Gefühl, dir selbst im Weg zu stehen.
Wenn du dieses Gefühl öfter hast, dann gibt es einen Grund dafür, auch wenn es sehr abstrakt und nicht greifbar für dich ist. Dieses Gefühl ist oft einfach da, obwohl wir gar nicht wissen, wie wir das eigentlich genau machen, dieses „uns selbst im Weg stehen“. Es fühlt sich einfach nur so an.
Hier zieht oft im Unterbewusstsein das „innere Kind“ die Fäden. Es können alte Ängste oder Unsicherheit sein, die sich auf diese Art und Weise zeigen. Oder das „innere Kind“ meldet sich, weil wir gerade dabei sind, unsere Komfortzone zu verlassen. Oder es wurden alte Erfahrungen geweckt, die sich damals nicht gut für uns angefühlt haben.
Wir haben dann irgendwie ein ungutes Gefühl bei einer Sache oder beginnen plötzlich damit, ganz viele Nachteile zu suchen, damit wir einen guten Grund haben, es doch nicht zu machen. Wenn die Situation dann vorbei ist, kommt das „Ich bin mir selbst im Weg gestanden“-Gefühl.
Die „innere Kind“ Arbeit kann die sabotierenden Dynamiken zum Vorschein bringen und sobald sie bewusst sind, können wir damit arbeiten und sie verändern und anpassen.
Du schlitterst immer wieder in dieselben Situationen (obwohl du alles versuchst, sie zu vermeiden!).
Du gerätst immer an denselben Typ Chef. Beim letzten Jobwechsel hast du wirklich ganz genau darauf geachtet, wie der neue Chef ist. Er wirkte so sympathisch und ganz anders als der bisherige Chef, sonst hättest du nicht gewechselt. Aber nach ein paar Wochen, schlichen sich die ersten Ähnlichkeiten ein und dann wurde er zu einer 1:1 Kopie des alten Chefs. Dabei warst du dir so sicher, dass das ein ganz anderer Typ mit einem ganz anderen Führungsstil ist.
Wenn dir das schon häufiger passiert ist, dann sind das Muster und die Arbeit mit dem „inneren Kind“ ist ganz klar das Mittel der Wahl.
Hier gilt übrigens folgende Regel: Wenn es dir einmal passiert, ist es blöd. Wenn es dir ein zweites Mal passiert, dann hast du Pech gehabt. Wenn es dir ein drittes Mal oder häufiger passiert, dann ist es definitiv ein Muster.
Noch ein paar weitere typische Situationen:
– Immer wieder ziehe ich den gleichen Typ Mann an, obwohl ich beim Kennenlernen echt ganz genau darauf achte. Trotzdem entpuppt er sich früher oder später mit denselben Eigenschaften, wie mein Ex.
– Es ist jetzt schon der 3. Job bei dem ich bei der Beförderung übergangen wurde, und eine Kollegin, die weniger kompetent ist, die Beförderung bekommen hat.
– Immer wieder dieselben Konflikte oder Streitigkeiten. Egal, ob mit Freundinnen, Partner, Familie oder Kollegen.
Hier können mit der „inneren Kind“ Arbeit dahinterliegenden Muster erkannt werden, mit denen wir dann zielführend weiterarbeiten können. Zu dem Ziel, das du dir wünschst!
Du bist unzufrieden, obwohl es „eigentlich“ keinen Grund dafür gibt.
Eigentlich ist alles okay. Eigentlich habe ich alles, was ich immer wollte, aber trotzdem bin ich nicht glücklich. Ich darf mich eigentlich gar nicht beschweren, aber…
Könnten diese Sätze von dir sein? Dann weißt du bestimmt, wie frustrierend diese „grundlose“ Unzufriedenheit ist. Die Unzufriedenheit an sich macht schon keinen Spaß, aber nicht zu wissen, warum wir uns so fühlen, macht es noch viel schlimmer. Das ist anstrengend, frustrierend und geht auf Dauer wirklich an die Substanz. Wir können es schwer aushalten, wenn wir den Grund nicht kennen.
Deshalb suchen wir nach Lösungen im Außen. Wenn ich mehr Sport mache, geht es mir besser, wenn ich mehr entspanne, geht es mir besser, wenn ich die Wohnung neu dekoriere, dann geht es mir besser. Voller Euphorie werfen wir uns in neue Projekte, die uns für kurze Zeit Glücksgefühle bringen. Das ist aber leider nicht von langer Dauer. Die Unzufriedenheit ist immer noch da und obendrauf kommt noch eine große Portion zusätzlicher Frust und Verzweiflung, weil wir einfach nicht wissen, wie wir das ändern sollen.
Oft liegt die Ursache für die Unzufriedenheit tiefer, nämlich beim „inneren Kind“. Deshalb wirkt die „innere Kind“ Arbeit hier besonders gut. Damit können wir die genaue Ursache der Unzufriedenheit herausfinden (sie ist übrigens NIE grundlos!!!) und direkt am Kern daran arbeiten.
Du leidest unter körperlichen Beschwerden, und der Arzt nichts findet.
„Kannst du es ihr mal sagen, auf mich hört sie nicht“, sagte die Seele zum Körper. Das ist ein gängiges Therapeuten-Sprichwort. Ich weiß leider nicht, wer das gesagt hat, aber eins weiß ich: Da steckt ganz viel Wahrheit drin! Sigmund Freud nannte das übrigens Konversion: Wenn ein seelisches Thema sich körperlich zeigt.
Alle Erkrankungen haben immer eine seelische Komponente. Wenn es aber keinen Befund gibt, dann haben die Beschwerden nicht nur einen seelischen Anteil, sondern eine seelische Ursache. Ein Hilferuf der Seele. Oft wird es schnell als „stressbedingt“ abgestempelt, aber der Stress ist nur der Gipfel des Eisbergs. Das Offensichtliche, was wir im Alltag spüren. Doch unter der Oberfläche sind die Sachverhalte meist sehr viel komplexer.
Deine Beschwerden können ganz unterschiedlich sein, von den unterschiedlichsten Schmerzen über unangenehme Empfindungen in einem Organ bis hin zu Schwindel oder Übelkeit. All das kann seelische Ursachen haben.
Wichtig ist hier im ersten Schritt, dass organische Ursachen vernünftig abgeklärt und tatsächlich ausgeschlossen wurden. Wenn das abgeklärt ist, kann mit der „inneren Kind“ Arbeit auf Ursachenforschung gegangen werden. Bei der Ursachenforschung sind die körperlichen Symptome übrigens äußerst hilfreich.
Du zweifelst viel an dir selbst.
„Mensch, warum war ich da gerade nicht selbstbewusster und schlagfertiger? Alle anderen können das doch auch“, „Hoffentlich hat mein Freund das jetzt nicht falsch verstanden“, „Ist der Chef meinetwegen so schlecht gelaunt? Bestimmt hab ich was falsch gemacht!“.
Kennst du solche Gedanken? Die haben wir hin und wieder alle, das ist ganz normal. Aber wenn sich diese Gedanken verselbstständigen und zu einem negativen Gedankenkarussell werden, das du nicht mehr kontrollieren kannst, dann wird es echt anstrengend. Wenn dir das öfter passiert, weißt du, wie kräftezehrend das ist und wie Leichtigkeit und Lebensfreude dabei verloren gehen.
Diese negativen Gedanken über dich selbst sind in der frühen Kindheit entstanden und dein „inneres Kind“ projiziert sie jetzt auf dein aktuelles Leben, auch wenn die Gedanken mit der jetzigen Situation gar nichts zu tun haben. Deshalb kann man hier sehr gut mit der „inneren Kind“ Arbeit ansetzen, um die damaligen Situationen innerlich so zu verändern, dass keine Selbstzweifel mehr daraus entstehen.
Du bist oft gestresst und gehetzt und die ganze Selbstfürsorge bringt irgendwie nichts.
Du bist oft gehetzt und gestresst, hast viel zu viel zu tun und tanzt ständig auf mehreren Hochzeiten. Du weißt genau, was dir guttut, welche Wünsche und Bedürfnisse du hast und du weißt auch, welchen Ausgleich du wann brauchst. Mit der Umsetzung der Selbstfürsorge klappt das mal besser und mal schlechter. Aber vollkommen egal, ob es gerade eine Phase ist, bei der es super läuft oder eine bei der es eher nicht so läuft – es ändert sich nicht gravierend was. Es bringt zwar mal kurz ein bisschen Erleichterung und Entspannung, aber das Grundgefühl bleibt immer gleich: Es ist alles irgendwie zu viel und du weißt nicht wirklich, wie du das schaffen soll. Du denkst zwar, dass es äußere Umstände sind, die diesen Stress verursachen, das stimmt aber nur zum Teil.
Hier sind es unsere Glaubenssätze, die mehr als nur ein Wörtchen mitsprechen. Unsere Glaubenssätze entwickeln sich unter anderem aus den Gefühlen und den Wahrnehmungen des „inneren Kindes“ heraus. An diese Wahrnehmungen und Gefühle kommen wir mit der „inneren Kind“ Arbeit ran, und können so für eine innere Dynamik sorgen, die mehr Leichtigkeit und Entspannung zulässt.
Du leidest an „unbegründete“ Ängste.
Hast du manchmal Ängste, von denen du eigentlich weißt, dass sie irrational sind? Also, dein Kopf und dein Verstand weiß das, aber die Ängste sind trotzdem da.
Hier mal ein paar Beispiele: Du hast Angst davor, dass
- dein Chef mit deiner Arbeit nicht zufrieden ist, obwohl es keine Anhaltspunkte dafür gibt.
- dein Partner dich verlässt und die „Gründe“ weshalb du das denkst, sind eigentlich unwichtige Nebensächlichkeiten.
- andere eine schlechte Meinung von dir haben, obwohl nie jemand so was zu dir gesagt hat.
Angst an sich ist nichts Schlechtes, sondern eine wichtige Überlebensstrategie. In diesem Fall geht es um Ängste, von denen du weißt, dass sie unbegründet sind. In den letzten 12 Jahren Praxistätigkeit habe ich festgestellt, dass je intensiver wir mit dem „inneren Kind“ gearbeitet haben, desto weniger wurden die Ängste. Ich bin überzeugt:
Das waren keine Zufälle! Ängste und Unsicherheit des „inneren Kindes“ zeigen sich auch im Erwachsenenalter, nur dass wir diese Angst dann nicht zuordnen können. Wenn du selbst das Gefühl hast, dass es keinen Grund für deine Angst gibt, dann ist die „innere Kind“ Arbeit auf jeden Fall eine gute Idee. Hier können wir bei der Angst des „inneren Kindes“ beginnen.
Wichtig: Vorab muss genau geklärt wird, welche Symptome es gibt. Ängste können auch Begleiterscheinungen von anderen Erkrankungen sein. Das muss natürlich erst ausgeschlossen werden, bevor mit der „inneren Kind“ Arbeit begonnen werden kann.
Wenn du in einer dieser 3 Situationen bist, rate ich dir von der „inneren Kind“ Arbeit ab!
Wenn du in einer akuten Krise steckst.
Wenn gerade etwas passiert ist, was dich sehr mitnimmt, dich belastet oder vielleicht sogar traumatisierend war, dann ist es erstmal wichtig dich wieder zu stärken und zu stabilisieren. Krisen, egal welcher Art, destabilisieren immer. Deshalb hat das oberste Priorität, und „innere Kind“ Arbeit wäre an der Stelle nicht nur fehl am Platz, sondern könnte sogar Schaden anrichten. Wenn du mit deinem „inneren Kind“ arbeiten möchtest, kannst du das tun, sobald die Krise vorbei ist und du dich wieder voll und ganz gefestigt fühlst.
Du hast ein konkretes Problem, das du lösen möchtest
Es gibt eine spezielle Sache, die dich belastet und diese eine Sache möchtest du lösen. Zum Beispiel Eheprobleme oder ein schlechtes Verhältnis mit deinem Chef. Dann ist es wichtig, an diesem Problem anzusetzen. Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass hinter dem Problem ein „inneres Kind“ Thema steckt. Das würde sich dann im Laufe der Arbeit zeigen, und dann macht eine „innere Kind“ Arbeit auch wieder Sinn. Aber das wäre nicht der erste Ansatzpunkt.
Du bist schwanger
„Innere Kind“ Arbeit ist meistens aufdeckend. Das bedeutet, dass wir in die Vergangenheit und in die Kindheit hinein arbeiten, und Gefühle und Emotionen ans Tageslicht bringen, die vorher nur unbewusst da waren. Das nennt man aufdeckend: etwas Unbewusstes aufdecken.
Ich arbeite während Schwangerschaften nicht aufdeckend, weil ich in dieser sehr wertvollen und besonderen Zeit nichts Unbewusstes hochholen möchte. Deshalb arbeite ich während Schwangerschaften nur mit den Themen, die schon da und die schon bewusst sind. Sobald das Baby geboren ist, das Wochenbett vorbei ist und die frisch gebackene Mama sich wieder richtig fit und gestärkt fühlt, kann mit der „inneren Kind“ Arbeit begonnen werden.
Ich hoffe, dieser Artikel hat dir einen guten Überblick gegeben, wann die „innere Kind“ Arbeit sinnvoll ist. Du interessierst dich für dich „innere Kind“ Arbeit? Dann vereinbare hier ein unverbindliches, kostenfreies Vorgespräch (ca. 15 Minuten) und wir besprechen deine Situation und was die besten nächsten Schritte sind:
Übrigens, du kannst das Vorgespräch auch gerne buchen, wenn du dir unsicher bist, ob die „innere Kind“ Arbeit zu deiner Situation passt.
Ein großartiger Beitrag, vielen lieben Dank!
Es freut mich sehr, dass er dir gefällt.