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Glücklich leben & Zufriedenheit

Das Phänomen von grundloser Unzufriedenheit und wie du sie überwindest

By 5. Oktober 2020November 8th, 202416 Comments
Wie du dich fühlst, wenn du nicht mehr grundlos unzufrieden bist

Grundlose Unzufriedenheit – gibt’s das überhaupt?

Oft kommen Menschen in meine Praxis, die ihre Unzufriedenheit oder ihr unglücklich sein als grundlos empfinden. Sie haben das Gefühl, dass es keinen wirklichen Grund für ihre Unzufriedenheit gibt.

Dann kommen oft Sätze wie:

– Eigentlich darf ich mich gar nicht beschweren.
– Das ist jammern auf hohem Niveau.
– Ich glaub ich hab ein Luxusproblem.
Anderen geht es viel schlechter als mir.
– Eigentlich passt alles…

ABER: Mir geht es trotzdem nicht gut und ich hab keine Ahnung warum. Das fühlt sich einfach richtig schlecht an.

Den Grund für die Unzufriedenheit nicht zu kennen, macht es noch schlimmer. Dadurch fühlen wir uns noch schlechter.

Wenn du weißt, warum du unzufrieden bist, dann lies trotzdem unbedingt weiter. Ich habe es in den letzten 12 Jahren oft erlebt, dass die wahren Gründe für die Unzufriedenheit doch ganz andere waren, als ursprünglich gedacht.

So, und jetzt zurück zum Thema grundlose Unzufriedenheit.

Ich habe eigentlich alles!

Uns wird im Außen immer wieder suggeriert, was wir haben müssen, damit es uns gut geht und wir glücklich sind. Sicherer Job, ein Dach überm Kopf, eine Beziehung, Kinder, Geld – und wenn ich das alles habe, dann hat es mir gefälligst gut zu gehen.

Dabei sind es viel mehr innere Faktoren, die zum glücklich oder zum unglücklich sein beitragen. Zum Beispiel unsere Prägungen, innere Überzeugungen, Erfahrungen, Widerstandsfähigkeit, Bedürfnisse, Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Verbundenheit mit sich selbst, Selbstliebe u.v.m.

Diese inneren Faktoren beeinflussen wiederum unser Leben „im Außen“. Zum Beispiel hat unser Selbstbewusstsein und unsere Widerstandsfähigkeit einen großen Einfluss auf unsere Arbeit. Unser Selbstwertgefühl spiegelt sich direkt in unseren Beziehungen wider.

Wenn wir „eigentlich alles haben“, und „trotzdem“ unzufrieden sind, sind ziemlich sicher diese inneren Faktoren die Ursache dafür. In den letzten 11 Jahren habe ich viel mit dem Thema gearbeitet, und festgestellt, dass die Hintergründe oft dieselben sind und auf die werde ich hier im Artikel eingehen.

Hier kommen also die häufigsten Ursachen von „grundloser“ Unzufriedenheit .

1. Grundlose Unzufriedenheit – Die krampfhafte Suche nach Zufriedenheit

Wie ich eingangs schon geschrieben habe, vermuten wir die Zufriedenheit oft an der falschen Stelle.

Viele Menschen leben nach dem „Wenn/dann“ Prinzip.

Wenn ich endlich meine Beförderung habe, dann bin ich zufrieden.
Wenn ich endlich den richtigen Partner habe, dann bin ich zufrieden.
Wenn ich endlich genug Geld habe, dann bin ich zufrieden.

Weißt du was passiert, wenn dann eingetreten ist. Das Glücks- und Erfolgsgefühl tritt entweder gar nicht ein oder hält nur für kurze Zeit an. Danach fühlen wir uns wieder genauso wie davor. Was machen dann die meisten dann? Wir suchen uns das nächste Ziel. Denn wenn ich das erreicht habe, dann bin ich sicher zufrieden.

An der Stelle muss ich immer an Albert Einstein denken, der gesagt hat:

Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.

Wenn eine Strategie nicht funktioniert hat, dann kann man sie durchaus noch ein zweites, vielleicht sogar auch noch ein drittes Mal ausprobieren. Es können ja auch durchaus andere Faktoren noch eine Rolle spielen.

Aber wenn sie dann immer noch nicht funktioniert, ist es an der Zeit, die Strategie zu wechseln.

In diesem Fall heißt das: Suche die Zufriedenheit nicht in materiellen Dingen oder in Zertifikaten oder in Beziehungen. Beginne die Zufriedenheit in dir zu suchen. Denn nur wenn du sie in dir findest, wirst du auch „im Außen“ zufrieden sein.

2. Grundlose Unzufriedenheit, weil wir nicht im Einklang mit unseren Bedürfnissen leben?

Wir alle haben eigene Bedürfnisse. Dinge, die uns Freude machen, die uns erfüllen und die uns glücklich machen. Gleichzeitig leben wir in einer Gesellschaft, in der oft schon vorgeschrieben ist, wie ein Leben auszusehen hat. Zum Beispiel, dass der Sohn den Betrieb des Vaters übernimmt. Oder dass alle in der Familie Ärzte sind. Oft schlagen wir dann auch diesen Weg ein – bewusst gewählt oder oft auch ganz unbewusst.

Aber was bringt dir ein sicherer Job mit solidem Einkommen, wenn dein Herz eigentlich für einen ganz anderen Beruf schlägt? Was bringt dir eine schöne Wohnung, wenn du eigentlich um die Welt reisen möchtest? Was bringt dir eine Beziehung, wenn du dich unbewusst nicht auf Nähe einlassen kannst, und die Beziehung dich daher nicht erfüllt? Oder du dir eigentlich wünscht, ein autonomes Leben zu führen.

Oft haben wir dann das Gefühl, dass etwas nicht mit uns stimmt. Das wir nicht richtig sind. Wir fühlen uns irgendwie fehl am Platz. Oder fremdbestimmt. Das verstärkt die Unzufriedenheit nur noch.

Aber die Wahrheit ist, dass wir unzufrieden sind, weil wir nicht nach unseren Bedürfnissen leben.

Nur weil allen in unserer Familie oder in unserem Dorf so mit ihrem Leben glücklich sind, heißt es noch lange nicht, dass es auch uns glücklich macht. Deswegen möchte ich dir hier ein paar Ideen geben, wie wir mehr nach unseren Bedürfnissen leben können.

2.1 Der erste wichtige Schritt ist: Herausfinden, welche Bedürfnisse haben wir eigentlich?

Lass uns unsere Bedürfnisse mal näher erkunden. Ganz wichtig ist hier, dass wir gnadenlos ehrlich zu uns sind. Geh mal ganz unvoreingenommen an diese Aufgabe ran. Nimm dir ein Blatt Papier und schreibe deine Bedürfnisse auf. Am besten ganz spontan und ohne lange darüber nachzudenken.

Und dann frage dich ganz ehrlich: Sind das wirklich meine EIGENEN Bedürfnisse? Ist das wirklich das, was ich aus tiefstem Herzen will? Oder habe ich das möglicherweise von anderen übernommen? Zum Beispiel: „Weil man das halt einfach so macht?“ oder „Weil es „normal“ ist, so ein Leben zu führen?“

Versuche wirklich ganz in die Tiefen deiner Wünsche und Bedürfnisse einzutauchen, um herauszufinden, was du wirklich willst und brauchst.

ACHTUNG! Seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen, ist nicht immer leicht. Oft sind diese wirklich tief in unserem Unterbewusstsein vergraben. Also bitte gib nicht gleich auf, wenn es dir schwerer fällt als gedacht.

2.2 Ist meine Unzufriedenheit wirklich grundlos? Vergleiche deine Bedürfnisse mit dem IST-Zustand

Nachdem du deine Bedürfnisse identifiziert hast, ist es an der Zeit, diese mit dem tatsächlichen IST-Zustand zu vergleichen.

  • Was sind meine Bedürfnisse, und wie sieht mein Leben tatsächlich aus.
  • In welchen Bereichen lebe ich bereits nach meinen Bedürfnissen?
  • Gibt es Überschneidungen?
  • Wo bin ich weit davon entfernt, nach meinen Bedürfnissen zu leben?

Hier kannst du wieder deine Liste aus Schritt eins nehmen und abgleichen. Welche Bedürfnisse sind erfüllt, welche so ein bisschen und welche gar nicht. Beginne jetzt einzeln deine nicht gelebten Bedürfnisse durchzugehen.

Kannst du jetzt in diesem Moment etwas tun, um dieses Bedürfnis zu erfüllen?

Es heißt nicht notgedrungen, dass das Bedürfnis jetzt gleich erfüllt werden muss. Es kann im Moment auch schon ausreichend sein, sich dem Bedürfnis einfach nur zu widmen und ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Anzuerkennen, dass das Bedürfnis existiert.

Es kann aber auch sein, dass du auch gleich schon etwas aktiv unternehmen kannst, um dieses Bedürfnis zu erfüllen. Höre in dich rein, und entscheide dich für den Weg, der sich für dich stimmig anfühlt. So kannst du dir all deine nicht gelebten oder vernachlässigten Bedürfnisse bewusster werden.

WICHTIG ist: Gehe in kleinen Schritten, so wie es sich für dich gut anfühlt. Nimm dir ein Bedürfnis nach dem anderen vor.

Wenn wir uns zu viel vornehmen, fühlen wir uns schnell überfordert. Das führt dann dazu, dass wir das Gefühl haben eh nichts ändern zu können und lassen es deshalb wieder sein.

Deshalb sind kleine Schritte und kleine Erfolge unglaublich wichtig!

3. Grundlose Unzufriedenheit, weil wir die Erwartungen anderer erfüllen wollen

Das ist der Zufriedenheits-Killer Nr. 1: Das Ich-möchte-es-den-anderen-immer-recht-machen-Syndrom!

Leider ist es sehr weitverbreitet. Ich weiß nicht, wie viele Menschen ich schon kennengelernt habe, die sich wirklich daran abgearbeitet haben, weil sie es den anderen immer recht machen wollten.

Hier treffen zwei Faktoren aufeinander, die es fast unmöglich machen, es den anderen recht zu machen. Aber sie sorgen garantiert dafür, dass wir unzufrieden sind:

3.1 Wir überprüfen nicht auf Realität

Hier mal eine kleine Anekdote: Als ich meine erste psychotherapeutische Ausbildung machte, hatte ich wegen einer Situation mit einer Ausbildungskollegin ein schlechtes Gewissen. Am nächsten Morgen hab ich in der Runde von meinem schlechten Gewissen erzählt. Meine Ausbilderin hat daraufhin nur eine die Frage gestellt: Hast du das denn auf Realität überprüft? Ich weiß noch, wie ich total verdattert war. Ich stammelte irgendwas wie: „Was meinst du genau?“

Meine Ausbilderin: Na ja, frag sie doch einfach, ob sie die Situation genauso empfindet wie du? Vielleicht sieht sie es ganz anders, und du hast umsonst ein schlechtes Gewissen. Genauso war es! Ich war wirklich platt, denn auf diese einfache Idee wäre ich nie gekommen.

Im Normalfall hätte ich das schlechte Gewissen noch tagelang mit mir herumgeschleppt. Auf die Idee, dass meine Wahrnehmung nicht stimmt, und nachzufragen, wie der andere es empfindet, wäre ich damals nie gekommen. Ich hatte das schlechte Gewissen, ich fühlte es ja – also muss es ja stimmen. Das hätte ich nie hinterfragt.

Das war ein WOW-Moment in meinem Leben. Seitdem überprüfe ich meine Gedanken in Bezug auf andere immer genau. Für mich war es damals total normal, meine Gedanken und meine Interpretation ganz selbstverständlich als Wahrheit zu sehen. Viele Menschen machen das genau so.

Wir denken zu wissen, was die anderen von uns wollen. Das, was wir denken, was die anderen von uns erwarten, versuchen wir zu erfüllen. Obwohl wir gar nicht wissen, ob das wirklich das ist, was die anderen von uns wollen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass wir mit unseren Vermutungen ins Schwarze treffen, ist ziemlich niedrig! Wir arbeiten uns also völlig umsonst für etwas auf. Nur, weil wir unseren Gedanken glauben. Also, bevor du versuchst, die Erwartungen anderer zu erfüllen, überprüfe sie erst auf Realität. Du machst dir das Leben damit viel einfacher.

3.2 Wir selbst fallen dabei total hinten runter

So oft geht dieses Ich-will-es-den-anderen-recht-machen auf unsere eigenen Kosten.

Wir tun Dinge für andere, obwohl

  • wir keine Kapazitäten dafür frei haben
  • wir keine Lust dazu haben
  • wir es nicht gut finden (ja, das kommt auch vor!)

Kurz zusammengefasst bedeutet das: Wir sorgen uns mehr um andere, als um uns selbst!

Und dass das langfristig dafür sorgt, dass wir unzufrieden sind, ist jetzt keine wirkliche Überraschung, oder? Übrigens, wenn wir uns mehr um andere kümmern, als um uns selbst, dann suggerieren wir uns selbst damit immer: Die Anderen sind wichtiger als ich! Und das wiederum schwächt unser Selbstwertgefühl!

4. Grundlose Unzufriedenheit, weil wir aus der Balance geraten sind

Eine gesunde Balance ist total wichtig. Das zieht sich eigentlich durch alle Bereiche im Leben:

Anspannung – Entspannung
Bewegung – Ruhe
Herausforderung – Einfachheit

Je mehr wir im Gleichgewicht sind, desto zufriedener sind wir!

Und das gilt besonders auch für die Herausforderungen im Leben. Ich habe mal in einem Blog-Artikel gelesen: Wir Menschen sind Problemlösemaschinen. Ich musste damals ziemlich lachen, weil es irgendwie schräg klingt, aber im Prinzip stimmt das. Denn, wenn wir zu wenig Herausforderungen in unserem Leben haben, dann langweilen wir uns schnell. Unser Gehirn bräuchte dringend neues Futter. Und wenn wir zu viele Herausforderungen haben, dann sind wir gestresst, gereizt und stehen unter Druck.

Wenn du dich also grundlos unzufrieden fühlst, dann überprüfe mal, in welchen Bereichen deines Lebens ein Ungleichgewicht herrscht.

– Hast du vielleicht zu viele oder zu wenig Herausforderungen?
– Oder hast du vielleicht zu viel oder zu wenig Nähe?
– Oder zu viel oder zu wenig Entspannung?

Stell dir am besten einmal die Frage: Wovon habe ich zu viel in meinem Leben und wovon habe ich zu wenig in meinem Leben?

So kommst du am einfachsten drauf, wo in deinem Leben ein Ungleichgewicht ist. 

5. Grundlose Unzufriedenheit…stoppe die Perfektionistin in dir!

Du möchtest immer alles perfekt machen? Du möchtest immer alles richtig machen? Dabei kommst du in totalen Stress und bist eigentlich ständig überfordert?

Dieses Bedürfnis immer alles perfekt machen zu wollen führt letztendlich dazu, dass du immer am Limit bist und unter Strom stehst. Du würdest das wirklich gerne ändern, aber es funktioniert einfach nicht. Vermutlich gibt es einen tieferen Grund, warum die Versuche das zu ändern einfach nicht klappen.

Wenn wir eine stark ausgeprägte Perfektionistin in uns haben, dann steckt oft das Bedürfnis nach Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Anerkennung dahinter! Diese Aufmerksamkeit versuchen wir durch unsere Leistung zu bekommen.

„Wenn wir sie nicht bekommen, dann müssen wir einfach noch perfekter werden. Wenn wir nur perfekt genug sind, dann bekommen wir die Anerkennung, die wir uns wünschen“.

Das ist die Dynamik, die meist auf einer tieferen Ebene dahintersteckt. Und der Motor für diese Dynamik sind tief liegende Glaubenssätze. Wenn du die Perfektionistin in dir stoppen möchtest, dann ist es sinnvoll, erst einmal die dazu gehörenden Glaubenssätze zu erkennen, aufzulösen und neue Glaubenssätze zu entwickeln und zu integrieren.

Grundlose Unzufriedenheit – Fazit

Es gibt keine grundlose Unzufriedenheit. Es gibt immer einen Grund. Häufig müssen wir ein wenig tiefer schauen, um wirklich rauszufinden, was die Ursache für die Unzufriedenheit ist.

Unzufriedenheit kann so viele unterschiedliche Hintergründe und Ursachen haben. Und um die Unzufriedenheit aufzulösen und zu verändern lohnt es sich wirklich genau damit auseinanderzusetzen.

Vielleicht hat dich einer meiner Punkte direkt angesprochen, dann lohnt es sich an der Stelle ein wenig genauer dran zu bleiben.


Wenn du das Gefühl hast vieles, von dem, was ich geschrieben habe, trifft auf dich zu. Oder vielleicht auch das Gegenteil, irgendwie trifft nichts so richtig zu. Oder wenn du das Gefühl hast, du steckst bei dem Thema fest und kommst einfach nicht weiter. Dann melde dich gerne bei mir für ein kostenloses Erkenntnis-Coaching (ca 15 Min.). Im Erkenntnis-Coaching können wir gemeinsam herausarbeiten, was für dich die nächsten sinnvollen Schritte sind, um deine Unzufriedenheit aufzulösen.

16 Comments

  • Niemann sagt:

    Hallo
    Und was kostet so ein Beratungsgespräch ?
    Bin interessiert.an Literatur Vorschläge und Verhalten s Muster. LG manu

    • Hallo Manu,

      vielen Dank für Deine Nachricht. Wenn Du Dich für eine gemeinsame Arbeit entscheidest, ist das Erstgespräch ein Geschenk von mir. Ansonsten fällt der reguläre Stundensatz.

      Die Literaturvorschläge sind natürlich auch ein Geschenk von mir. Magst Du mir einfach eine E-Mail unter mail@praxis-inventio.de schreiben. Es wäre gut, wenn Du mir kurz schreibst (gerne auch nur Stichpunkte) was Dich genau interessiert bzw. wo der Schuh drückt, dann kann ich Dir auch die passende Lektüre raussuchen.
      Herzliche Grüße, Rosina

  • Das ist ein sehr wertvoller Beitrag… ich glaube dieses Thema ist in unserer Gesellschaft präsenter als man denkt, gerade weil wir im Außen alles haben. Aber das ist komplett nicht entscheidend über unsere innere Zufriedenheit. Ich habe das auch erlebt. Für mich erscheint es sehr wichtig zu sein auf einer anderen Ebene anzusetzen, äußere Lebensumstände können vielleicht vorübergehend etwas daran ändern wie man sich fühlt, aber wenn die Basis des Problems nicht gesehen wird, wird die innere Unzufriedenheit immer wieder kehren.

    • Vielen lieben Dank für Dein nettes Feedback.

      Ich sehe das genau wie Du. Ich glaub, die große Gefahr besteht darin, Unzufriedenheit durch Äußeres kompensieren zu wollen, dadurch wird die Unzufriedenheit noch größer, deswegen wird noch mehr im Außen kompensiert usw. Das wird dann zu einem unbewussten Teufelskreis, der immer unglücklicher macht.

      Gerade deshalb ist es so wichtig auch mal Stopp (zur Schnelllebigkeit, zum Konsum) zu sagen, inne zu halten und in sich reinzuhören.

  • Hallo und vielen Dank für den interessanten Artikel. Diese Infos sind bestimmt auch für das Coaching sehr sinnvoll. Ich werde diese tollen Tipps gerne einmal an meinen Bekannten weiterleiten. Danke und weiter so.

  • Jörg sagt:

    Liebe Frau Geltinger,

    sehr interessant, was Sie so schreiben, da ich schon lange mir im klaren bin, daß ich zufrieden bin, ohne es immer gemerkt zu haben. Oft frage ich mich, warum bin ich anders als andere. Ja, ich lege keinen Wert, von anderen Menschen nur wegen meines Berufes oder auch Aussehens bzw. Geldbeutels akzeptiert zu werden. Ich bin schon immer anders gewesen als die Masse, die meint, mir etwas diktieren zu können. Nein, es ist oft schwierig, sich zu lösen, aber es geht und befreit. Im Internet kannst du immer anklicken „Newsletter abonnieren“, alles nur Ballast, in den Geschäften bekommst du nur Geschenke (wovon leben die?), die ich oft gar nicht will. Mein bester Freund, er ist fast mittellos, braucht nicht viel und sagte das letzte Mal zu mir, als er Anfang Juni in meiner Wohnung war, Jörgi, du lebst so minimalistisch. Ja, Frau Geltinger, das ist so, ich sehe mich um, was ich nicht brauche, das wird verkauft, verschenkt oder weggeworfen. Allerdings nimmt die Unzufriedenheit der Menschen stetig zu mit der Gier nach dem Geld. Ich arbeite in Lux., und dort sehe ich immer mehr unzufriedene Menschen in ihren Penisverlängerern (oder auch SUV genannt) sitzend und immer nur nach dem Geld gierend. Sie wirken so gelangweilt. Ja, die Gier nach dem Geld hat uns zerstört. Ich selbst bin in einer Familie aufgewachsen, in der ich der einzige Nichtakademiker bin und der einzige, der glücklich ist. Meine Schwester (Ärztin f. Allgemeinmedizin), sie ist mehr als 8 Jahre älter als ich( und hat ADHS) hat immer zu mir gesagt, ich hätte Komplexe und könnte nichts. Dann wurde sie schwer krank (sofort geheilt, wieder ganz gesund) und sagte vor ca. 10 Jahren zu mir, ich hätte ihr den Tod gewünscht, da ich mich nur einmal nach ihrem Wohlergehen erkundigt hätte. Ein Mensch, der so ist, der sich selbst nicht liebt, der kann niemanden lieben. Bei meinem Vater war es ähnlich: ich hätte eine Macke, ich könnte nichts. Dabei ist aus mir ein sehr guter Verkäufer geworden. Niemand aus meiner Familie muß sich wundern (mein Vater ist genau 27 Jahre nicht mehr unter uns), daß er von mir nicht gemocht wird. Ja, das war ein langer, aber auch sehr erfolgreicher Weg in die glückliche Unabhängigkeit. Und ich bin froh, einen Freund zu haben, wie eingangs beschrieben, mit dem ich lachen kann über Gott und die Welt. Die Leute bewundern mich so still, wenn sie mich mit meinem alten VW Beetle durch die Gegend fahren sehen. Meine Nachbarn habe alle große Penisverlängerer und zeigen mir, wer sie sind. Jetzt muß ich oft ein bißchen schmunzeln. Jeder muß sehen, daß sie reiten, auf die Jagd gehen (habe auch einen Jagdschein) und daß sie SUV´s haben. Diese Welt ist gut, aber auch krank. Ich bin umgeschulter Linkshänder, aber inzwischen sehr erfolgreich rückgeschult. Bin halt ein Linkshänder, worauf ich auch sehr stolz bin. So das war ein kleiner Einblick eines glücklichen Menschen.

    • Hallo Jörg,

      es freut mich sehr, dass Sie mit sich im Reinen sind und ein Lebensstil gefunden, der genau Ihnen entspricht. Dieses Glück haben tatsächlich nicht so viele Menschen. Ich glaube allerdings nicht, dass die „Gier nach Geld“ tatsächlich der Ursprung für Unzufriedenheit/Unglücklichkeit ist. Ich glaube viel mehr, dass viele Menschen versuchen, Ihre Unzufriedenheit durch das Außen zu ändern. Sei es durch Konsumgüter, Beziehungen und eben Autos. Aber Sie tun das in der Hoffnung, wenn sie dies und jenes hätten, dann sind sie endlich glücklich. Ich glaube nicht, dass Gier hier der Antrieb ist, sondern der Wunsch danach, endlich zufrieden und glücklich zu sein. Das läuft meistens auch ganz unbewusst ab. Und wenn es doch bewusst ist, dann wissen die Menschen oft einfach keine Alternative, wie und wo sie sonst ihr Glück finden können.

      Sie haben natürlich recht damit, dass das nicht funktioniert, ganz im Gegenteil. Und Sie haben auch recht damit, dass der Konsum vollkommen überhand nimmt. Und dass er nicht der Schlüssel zu unserem Glück ist. Denn das Glück und die Zufriedenheit finden wir nur immer in uns – nirgendswo sonst.

  • Barbara sagt:

    Liebe Rosina, am meisten beeindruckt hat mich der Satz „Erkenne und erforsche deine Bedürfnisse“!
    Er ist aus meiner Sicht der Dreh und Wendepunkt jedes Glücklichseins.
    Danke, dass Du im Anschluss praktische Tipps zur Herangehensweise gibst! Das bereichert Deinen Artikel sehr!

    Du bist und bleibst auf meiner Hit-Liste der Therapeuten, die ich gerne nenne, wenn mich Menschen in einer Trennungsmediation nach Unterstützungsangeboten im Einzelseetting fragen.

    Herzliche Grüße aus Augsburg
    Barbara

  • Katrin sagt:

    Ein gelungener Artikel.

    Ich bin allerdings über eine Sache gestolpert: „Was bringt dir eine Beziehung, wenn du dich unbewusst nicht auf Nähe einlassen kannst, und die Beziehung dich daher nicht erfüllt?“

    Deine anderen Beispiele (Beruf, Wohnung) zeigen eine positive Alternative zu den herkömmlichen Zielen auf. Zur Partnerschaft fällt dir offenbar keine positive Alternative ein.

    Ich frage mich, wieso das so ist.

    Gibt es keinen positiven Gegenentwurf zu einer Liebesbeziehung? Ist der Wunsch nach Nähe ein Bedürfnis, dass jeder Mensch gefälligst zu haben hat, denn ansonsten hat er ja ganz offensichtlich ein psychisches Problem (’sich unbewusst nicht auf Nähe einlassen können‘)? Ist der Wunsch nach innerer Autonomie ein Mangel, der noch nicht einmal durch eine freundliche Beschreibung beschönigt werden kann?

    Oder ist dies einfach ein Bedürfnis, das völlig gleichwertig (!) zu dem Bedürfnis nach einer Partnerschaft besteht? Immerhin weiß auch die Psychologie, dass beides existiert: der Wunsch nach Bindung und der Wunsch nach Autonomie. Es ist daher logisch anzunehmen, dass es einfach eine Frage der Persönlichkeit ist, welcher dieser beiden Bedürfnisse stärker ausgeprägt ist. Da besteht also vielleicht gar kein Mangel und auch keine Unfähigkeit (‚keine Nähe zulassen KÖNNEN‘).

    • Vielen herzlichen Dank für deinen Kommentar und vielen Dank, dass du auf diesen Aspekt aufmerksam machst.

      Viele Klienten kommen zu mir in die Praxis, weil sie in ihrer Partnerschaft unglücklich sind. Ganz oft gibt es innere Blockaden, die Nähe vermeiden wollen, und dementsprechend alles sabotiert, was mit Nähe zu tun hat. Diese Dynamik läuft meistens zu 100% unbewusst. Und wenn gleichzeitig der Wunsch nach Nähe da ist, dann wird es zu einem großen Problem für die Person.

      Das Bedürfnis nach Autonomie ist genauso natürlich und genauso stark wie das Bedürfnis nach Nähe. Selbstverständlich sind beide Bedürfnisse gleichwertig. Es ist möglicherweise eine Frage der Persönlichkeit, welches Bedürfnis stärker ausgeprägt ist, oder einfach eine ganz bewusste Entscheidung, welchen Lebensstil ich für mich wähle. Beides ist gleichwertig, keines besser oder schlechter, keines steht für Mangel oder Fülle.

      Aber tatsächlich hatte ich noch nie einen Klienten bei mir in der Praxis, der sich für einen autonomen Lebensstil entschieden hat, und deswegen gravierende Probleme hatte. Ganz im Gegenteil, diese Klienten waren diesbezüglich sehr klar, authentisch und in sich ruhend. Die kamen wegen anderen Problemen, aber nicht wegen Nähe – Autonomie Konflikten.

      Wenn Menschen in einer unglücklichen Beziehung stecken und zu mir in die Praxis kommen, dann stecken oft Dynamiken dahinter, die Nähe in der Partnerschaft nicht zulassen können.
      Menschen, die sich bewusst für einen autononomen Lebensstil entschieden haben, sind eher nicht in einer Beziehung, die sie nicht erfüllt. Deshalb hab ich dieses Beispiel gewählt.

      Ich empfinde es übrigens überhaupt nicht als Mangel, ein autonomes Leben zu führen.

      • Katrin sagt:

        Danke für deine prompte Antwort. 🙂
        Es erleichtert mich, dass du das so klar und eindeutig schreibst.

        Es wird überall immer von Beziehungen geredet, und auch mein soziales Umfeld setzt es als selbstverständlich voraus, dass ich eine Partnerschaft eingehen möchte. Ich hatte sogar einmal eine Liebesbeziehung, die 19 Jahre hielt – bis mir klar wurde, dass ich alleine leben möchte. Inzwischen weiß ich sogar, dass ich das immer wollte.

        Diese Beziehung war lange Zeit eine Fernbeziehung. Das klappte noch so leidlich gut, und ich habe damals – so wie du es schreibst – meine Unzufriedenheit nie auf die Partnerschaft bezogen. Dass ich mich dann getrennt habe, kann kaum jemand verstehen.
        Es gab keinen echten Grund, außer den einen: Ich wollte nicht mehr.

        Inzwischen bin ich mit meinem Exmann übrigens gut befreundet und sehr froh darüber! Auch wegen der Kinder. Meine beiden Söhne sind ja auch eine Art von Beziehung, die mich erfüllt.
        (Keine Angst; Ich bin definitiv keine überfürsorgliche Mami. Die beiden sollen selbstständig werden, weil ich das als erstrebenswert und wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung ansehe. Nur gut kochen lernen sie nicht bei mir. :-D)

        Jedenfalls weckt das Verhalten meiner Mitmenschen in mir manchmal Zweifel an meinem Empfinden, obwohl ich doch eigentlich weiß, dass ich glücklich und zufrieden bin. Ich falle halt in vielen sozialen Situationen auf (gerade als Frau). – Schlimmer noch: Manchmal habe ich ein Problem mit Männern, die sich zurückgewiesen fühlen, und mit Frauen, die Angst haben, dass ich ihnen, weil ich Single bin, insgeheim doch den Mann wegnehmen will.

        Dabei bin ich nicht gerade der Typ Frau, der flirtet (ich kann das gar nicht so richtig), sondern mehr so der Mensch für ein tiefgründiges, ernsthaftes und sachliches Gespräch. Ich sende definitiv keine Signale, die missverständlich wären. – Ich verstehe deshalb gar nicht, warum das für die anderen so schwer zu akzeptieren ist: Mir ist klar, dass ich erstmal deren Erwartungshaltung zuwiderlaufe. Aber dann müssten die doch nur einmal kurz innehalten, merken, wie ich ticke, und das respektieren.

        Aber das funktioniert ganz oft nicht. Und ich habe dann den Salat: Menschen, die auf mich mit Ablehnung oder wenigstens Unsicherheit regieren. Das ist Mist…

        Aber mit ein bisschen Zuspruch, dass ich nach meinen Bedürfnissen handeln muss, muss und kann ich das akzeptieren. 😉

        Danke nochmal! :-):-):-)

        • Sehr gerne 🙂

          Ja, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das für dich oft richtig schwer ist.

          Leider ist es tatsächlich immer noch so, dass sich der Mensch sehr schwer tut mit „alternativen“ Lebenskonzepten. Und bewusst alleine zu leben passt eben nicht in das Bild vieler Menschen.
          Da brauchst du sicher viel innere Stärke um dem immer Stand zu halten.

          Das bringt mich jetzt auf die Idee, vielleicht dazu mal was zu schreiben. Vielen Dank für diesen Impuls.

  • Nina sagt:

    Hallo Rosina, wie kann ich dich erreichen?
    Finde leider auf die schnelle keine Mailadresse von dir würde dir gerne eine Nachricht schreiben.
    Lg Nina

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