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Selbstfürsorge & Stressbewältigung

Wenn alles zu viel wird

By 19. Oktober 2020Februar 8th, 20242 Comments
Wenn alles zu viel wird

Wenn alles zu viel wird – kennst du das Gefühl auch?

Wenn alles zu viel wird – das kenne ich auch! Als ich vor vielen Jahren eine Einzelsitzung bei meiner Ausbilderin hatte, sagte sie zu mir im Gespräch: „Da hast du dich aber recht zielsicher in eine totale Überforderung rein manövriert.“

Als sie diese Worte ausgesprochen hat, sah es bei mir im Kopf ungefähr so aus: #WTF*🤬#?!#GRMPF!!##🤬!?!?! Ich und überfordert? Was bildet die sich überhaupt ein!

Ja, es stimmte zwar.  Aber deswegen war ich doch noch lange nicht überfordert? Wie kommt die denn auf diese bescheuerte Idee??? Wenn alles zu viel wird, ist man doch nicht gleich überfordert!?!

Ich übertreibe nicht, genau so habe ich innerlich reagiert.

Ich bin sofort in eine extreme Abwehrhaltung gegangen: Ich bin doch nicht überfordert! Ich doch nicht. Ich schaffe das alles mit links.

Und dann, ich weiß nicht warum, hab ich doch zugelassen mal kurz darüber nachzudenken. Ich konnte mich in diesen „Helikopter-Blick“ versetzen und meine Situation mal von außen betrachten, so als würde es gar nicht um mich gehen. Meine Erkenntnis daraus empfand ich erschreckend. Ich musste ganz klar zugeben:

Ich war überfordert! Alles war mir zu viel. Die kleinste Kleinigkeit war mit innerlicher Überwindung verbunden. Auch wenn sich viel in mir gewehrt hat, das zuzugeben. Und dann habe ich meinen Gedanken freien Lauf gelassen?

Was wäre denn, wenn Überforderung gar nicht so schlimm wäre?

Wenn es okay wäre, überfordert zu sein. Was wäre denn, wenn dieses Gefühl „Wenn alles zu viel wird“ sogar eine gesunde Reaktion ist, eine Art Frühwarnsystem. Das war wirklich schwer vorstellbar, aber irgendwie gefiel mir dieser Gedanke. Mir wurde klar, dass ich die meiste Zeit einfach nur funktioniert habe. Ich war wie auf Autopilot geschalten und hab gemacht und getan. Das geht schon alles irgendwie. Muss ja gehen.

Wie es mir dabei geht, wie ich mich dabei fühle, wie es in meinem Innersten aussieht – das hab ich ausgeblendet. Ich hab das innerlich weggeschoben, ohne jeglichen Zugang dazu.

Aber eins muss ich sagen: Im Funktionieren war ich wirklich besonders gut. Das hab ich sehr lange ganz hervorragend hinbekommen. Bis zu dem Punkt, wo mir alles zu viel wurde. Übrigens: Wenn du deine Bedürfnisse besser erkennen und mehr danach leben möchtest, kannst du dir hier meinen Minikurs „5 Tage – 5 Impulse: Eigene Bedürfnisse erkennen & Leben“ für 0,- EUR holen.

Wenn alles zu viel wird: Das Paradoxon!

Das Paradoxe war, dass es gar nicht so sehr um das Funktionieren ging, was mir vermeintlich von außen auferlegt wurde. Sondern es ging um das, was ich mir selbst auferlegt hatte.

Ich hatte sehr klare Vorstellungen, wie ich zu sein und zu funktionieren hatte. Und da war ich wirklich radikal und kompromisslos mit mir.

Bis zu diesem Tag. Die Aussage: „Da hast du dich aber recht zielsicher in eine totale Überforderung rein manövriert.“ hat mich nicht nur zum Nachdenken gebracht, sondern dieses „Ich habe mich da rein manövriert“ hat mich regelrecht wachgerüttelt.

Das hat letztendlich dazu geführt, dass ich mein inneres, sehr radikales Führungsregime erst überdacht habe, und dann Schritt für Schritt geändert habe. 

Als ich beschlossen habe, darüber zu schreiben, hab ich natürlich erst mal ein wenig recherchiert. Was schreiben andere Blogger zu dem Thema. Aus welcher Perspektive beleuchten sie die Thematik? Aus welchem Blickwinkel möchte ich das Thema angehen?

Ich fand es interessant, dass ich viele Artikel gefunden habe, mit Tipps, wie du da aussteigen kannst, wenn alles zu viel wird.

Zum Beispiel Tipps wie

– gönne dir genügend Ruhe
– nimm dir Zeit für dich
– gehe in den Wald.

Das sind alles ganz wichtige und gute Ratschläge. Aber letztlich ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn die Ursache eigentlich woanders liegt.

Wenn alles zu viel wird, dann ist „zu wenig Entspannen“ meistens nicht die Ursache. Die liegt oft tiefer, nämlich bei unseren Glaubenssätzen. Glaubenssätze sind innere Überzeugungen, die sehr früh in unserem Leben entstehen. Also tiefe innere Prägungen.

Unsere Glaubenssätze haben einen großen Einfluss auf unser Denken, Handeln und Fühlen. 

Oft haben wir Glaubenssätze wie,

– Ich bin nicht gut genug.
– Liebe bekomme ich nur, wenn ich etwas leiste.
– Ich muss funktionieren.
– Die anderen sind wichtiger als ich.
– Meine Bedürfnisse zählen nicht.

Wenn wir solche oder ähnliche Glaubenssätze in uns tragen, dann ist es nur die logische Konsequenz, dass wir uns ständig überfordern. Bis zu dem Punkt, an dem einfach alles zu viel ist.

Wenn wir uns so überfordern, bis alles zu viel ist, dann laufen innerlich folgende Mechanismen ab:

– Wenn ich nur viel genug mache, und hart genug arbeite, und wirklich immer funktioniere – dann bin ich vielleicht irgendwann gut genug!

– Wenn ich gemocht oder geliebt werden will, dann muss ich ja was tun dafür. Wenn ich nichts tue, dann mag mich keiner.

– Weil die anderen wichtiger sind als ich, muss ich natürlich tun, was die von mir erwarten. Um mich kann ich mich ja dann irgendwann später kümmern, das ist ja nicht so wichtig.

Kein Wunder, wenn dann alles zu viel wird!

Ich glaub, es ist jetzt schon deutlich geworden, welche inneren Muster da oft zugrunde liegen, wenn wir uns immer zu viel aufhalsen.

Aber jetzt kommt noch der Knackpunkt, um den es eigentlich wirklich geht:

Zu 99 % sind wir uns über diese Mechanismen, die da in uns ablaufen, die in uns wirken und die uns mit der inneren Peitsche antreiben, nicht bewusst!

Das läuft alles unbewusst ab! Und was unbewusst ist, können wir nicht verändern!

Natürlich ist es super, im Wald aufzutanken und sich Zeit für sich zu nehmen. Aber wenn im Hintergrund, unbewusst, immer noch diese Glaubenssätze am Werk sind, dann bringt das nicht mehr als eine kurze Entlastung. Es wird sich aber nicht grundlegend etwas ändern.

Was können wir jetzt konkret tun, wenn uns alles zu viel wird? Und zwar so, dass sich auch wirklich etwas verändert!

Warum tue ich mir das an?

Auch wenn dieser Gedanke sehr schmerzhaft ist: Wir sind oft selbst verantwortlich dafür, dass uns alles zu viel ist! Wir sorgen selbst für die Überforderung.

Das hat aber auch einen riesigen Vorteil! Es bedeutet nämlich auch, dass wir das ändern können!

Wahrscheinlich denkst du jetzt: So ein Schmarrn. Ich kann da gar nichts dafür. Wie soll ich das denn ändern? Ich hab das nicht in der Hand. Es ist meine Arbeit, mein Chef, meine Familie, meine Freundinnen, die alle so viel von mir verlangen. Die anderen wollen immer so viel von mir. Die fordern es von mir ein. Ich hab damit nichts zu tun.

Das ist wahrscheinlich auch so.

Aber, du könntest auch

– Nein sagen, wenn du eh schon zu viel zu tun hast.
– dich erst um deine eigenen Bedürfnisse kümmern, bevor du die Erwartungen der anderen erfüllst.
– dich selbst genauso wichtig nehmen wie die anderen.

Aber, wenn ich das tue, dann ist sie beleidigt. Oder mein Chef hält dann nicht mehr so große Stücke auf mich. Oder vielleicht liebt mich mein Freund dann nicht mehr.

Genau darum geht’s: Wir machen Dinge, weil wir ein gewisses Ergebnis erwarten oder weil wir eine gewisse Konsequenz vermeiden wollen.

Zum Beispiel: Ich mache viele Überstunden, damit mein Chef zufrieden mit mir ist. Im Umkehrschluss bin ich überzeugt davon, dass mein Chef unzufrieden mit mir ist, wenn ich keine Überstunden mache. Und weil ich will, dass er zufrieden ist, und ich vermeiden will, dass er unzufrieden ist, mache ich Überstunden.

So sorge ich dafür, dass immer mehr auf mich einprasselt, bis ich nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht.

Wenn alles zu viel wird: Wie du diesen Teufelskreis durchbrichst?

1. Mache dir bewusst, was genau in dir vorgeht

Wenn alles zu viel wird, sorgt etwas in dir dafür, dass du all diese Dinge machst, die du eigentlich nicht machen möchtest oder für die du keine Zeit hast.

Welche Muster stecken dahinter? Warum tust du, was du tust? Wenn du es nicht machen würdest, was wäre die Konsequenz? Was würde passieren? Stell dir das mal vor. Wie geht es dir dann damit?

Hinterlässt das ein ungutes und schlechtes Gefühl, dass du vermeiden willst? Wenn das der Fall ist, dann hast du dein „Warum“! (In dem Beispiel mit dem Chef wäre das warum: Weil ich Angst habe, dass er mich nicht mehr wertschätzt.)

2. Dein Warum würdigen – es ist okay!

Es ist wie es ist, und es gibt Gründe, warum du in der Situation bist. Es ist wichtig, dass du das auch würdigst, dass es okay ist, dass es so ist. Ärgere dich nicht drüber! Wenn du dich auf die Suche machst, welche Muster es in dir gibt, die dich in die Überforderung treiben ist ganz wichtig: Gehe dabei liebevoll mit dir um.

Es ist nicht schlimm, dass es diese Muster in dir gibt. Ganz im Gegenteil: Das ist total normal und auch menschlich.

Diese Muster waren mal sehr hilfreiche Bewältigungsstrategien, die dir viel Schmerz erspart haben.

Das hat sich zwar mittlerweile geändert, aber das wissen ja die Muster nicht 😉

Deswegen ist es wichtig, diese Muster nicht sofort weg haben zu wollen, sondern sie erst anzunehmen. Annehmen ist übrigens nicht gleich gut finden müssen. Es geht darum zu akzeptieren, dass es so ist. Rede dabei ruhig selbst mit dir. Benenne im Gespräch mit dir einfach, was du gerade entdeckt hast, und gerne auch, wie es dir damit geht. Zum Schluss kommt die Würdigung.

„Ach, das ist ja interessant. Jetzt bin ich gerade auf den Glaubenssatz „Ich bin nicht liebenswert“ gestoßen. Das hat mich jetzt im ersten Moment ganz schön schockiert. Aber wenn ich so näher drüber nachdenke, dann stimmt das schon. Tief in mir empfinde ich das wirklich so. Auch wenn ich es gerade noch nicht verstehe, bin ich mir sicher, dass diese Strategie auch mal etwas Gutes hatte und mich vielleicht beschützt hat.

3. Der langsame Befreiungsschlag

Wenn du deine inneren Antreiber entdeckt und entsprechend gewürdigt hast, kommt der nächste Schritt: Du darfst dich langsam davon befreien!

Besonders das langsam ist hier wichtig! Warum? Wenn du so gravierende Änderungen in deinem Innenleben vornimmst, ist es wichtig, dass der Veränderungsprozess sanft vonstattengeht. Zum einen stressen und destabilisieren uns radikale und hau-ruckartige Veränderungen. Sie führen übrigens auch wieder zu Überforderung. Zum anderen ist es wichtig, dass wir während des Veränderungsprozesses Erfolgserlebnisse haben.

Deshalb suche dir am Anfang kleinere, unwichtigere Situationen aus, bei denen nicht viel schiefgehen kann.

Übe dich darin, Nein zu sagen. Und übe vor allen Dingen, die Reaktion der anderen auszuhalten.

Widerstehe dem Impuls automatisch etwas zu tun, um es den anderen recht zu machen. Was würdest du gerne stattdessen tun? Stell dir vor, du hast die Wahl: worauf hättest du dann Lust? Was würdest du in der Situation tun, wenn es nur nach dir ginge? Und jetzt probiere das einfach mal aus.

Du wirst wahrscheinlich recht schnell merken, dass die anderen viel besser damit umgehen können, als du es erwartet hast.

Vielleicht bekommst du sogar positiveres Feedback als vorher. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Menschen es super finden, wenn man sich ehrlich und authentisch zeigt.

Wenn du die ersten Erfolge verzeichnen kannst, und du dich mit dem, was du bisher ausprobiert hast, wohlfühlst, dann kannst du eine Stufe weiter gehen. Traue dich an größere und bedeutendere Situationen ran. Auch wieder ganz sanft und einfühlsam. Ein Schritt nach dem anderen.

Wenn das auch geklappt hat, dann der nächste Schritt. Und so weiter und so fort. 

4. Die Konsequenzen aushalten

Normalerweise wirst du von mir immer hören: Wir müssen gar nichts aushalten. Aber in diesem Fall ist das was anderes…

Wenn du das erste Mal versuchst dich von diesem Muster zu befreien, wirst du alleine schon den Gedanken an die Konsequenz schwer aushalten können. Ich möchte aber nicht, dass sie beleidigt ist! Ich will nicht, dass mein Chef unzufrieden ist.

Aber da musst du tatsächlich erst mal durch. Auch, wenn es dir Angst macht und sich richtig blöd anfühlt. Dieses ungute Gefühl wird recht schnell weniger werden. Außerdem werden die Reaktionen der anderen dich wahrscheinlich sehr überraschen. Ganz oft tritt nämlich das genau nicht ein, was wir befürchten.

Wenn doch, dann wird sich das auch schnell ändern. Wenn du und dein Verhalten sich verändern, wird sich dein Umfeld automatisch mit verändern.

Mit diesen 3 Schritten: Bewusstmachung, Würdigung, Befreiung arbeitest du einen Glaubenssatz nach dem anderen durch.

Wenn die zentralen Glaubenssätze, die dich vorher unermüdlich angetrieben haben, an Wirkung verloren haben, wirst du merken, wie viel entspannter dein Leben wird. Es wird vielleicht trotzdem noch Situationen geben, in denen dir alles zu viel wird – aber das wird dann die Ausnahme sein!

Natürlich kannst du zusätzlich noch viele andere Dinge tun, die dich dabei unterstützen, dass dir nicht alles zu viel wird.

– Gönne dir Ruhe

Wir sind tagtäglich so vielen Reizen ausgesetzt, dass es für uns wirklich wichtig ist, auch mal Stille und Ruhe zu haben. Damit sich einfach alle Sinne auch mal erholen und ausruhen können.

– Gehe in die Natur

In der Natur können wir wunderbar abschalten, auftanken und die Ruhe genießen.

– Höre auf, zu viel negativ zu denken

Negative Gedanken führen sehr häufig zur Überforderung. Und sie führen auch oft dazu, dass wir Dinge tun, die wir gar nicht tun wollen. Ganz abgesehen davon führen sie zu schlechter Laune. Und damit ist wirklich niemanden geholfen.

– Akzeptiere Fehler

Wenn wir selbst Fehler machen, sind wir meistens sehr, sehr hart zu uns. Bei anderen haben wir oft viel mehr Verständnis als bei uns selbst. Wenn du das nächste Mal einen Fehler machst, dann gehe mit dir selbst so um, wie du in der gleichen Situation auch mit deiner besten Freundin umgehen würdest!

– Gönne dir eine Extraportion Selbstfürsorge

Und in der Zeit tust du nur Dinge, die deine Akkus aufladen und die dich stärken. Was auch immer das bei dir ist. Selbstfürsorge ist eine ganz wichtige Zutat für ein glückliches Leben.

– Erkenne und entmächtige deine inneren Kritiker

Der innere Kritiker ist auch oft ein grausamer und kompromissloser Antreiber. Mit ihm kannst du auch die 3 Schritte durcharbeiten, wie bei den Glaubenssätzen.

Lebe nach dem Motto: Tue Dinge, die dir guttun und dich stärken. Vermeide Dinge, die dich schwächen!


Ich hoffe, du hast viele Impulse und Ideen aus dem Artikel mitnehmen können. Wenn es dir auch so geht, dass dir öfter alles zu viel wird, aber du nicht weißt, wo du anfangen sollst, dann melde dich gerne bei mir für ein kostenloses Erkenntnis-Coaching. Da können wir einen Plan für deine nächsten Schritte machen.


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2 Comments

  • Eva sagt:

    Ein super spannendes Thema! Ich selbst setze mich auch damit in meiner Arbeit als Empowerment & Mindfulness Coach auseinander. Danke für deine super Tipps! Man kann sich nicht oft genug daran erinnern – es ist schließlich ein Prozess, um aus der Überforderung, den eigenen Glaubenssätzen und negativen Gedankenmustern auszubrechen. Danke für deine tolle Arbeit hier!
    Eva

    PS: Schau auch gerne mal bei mir vorbei: http://www.evamariakopel.com 🙂

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