Für sich selbst einstehen! So schaffst du es, ohne dich dabei egoistisch zu fühlen!
Selbstbewusst sein, Grenzen setzen, für sich selbst einstehen – das klingt in der Theorie so leicht, ist aber in der Umsetzung oft eine riesige Herausforderung. Warum fällt uns das so schwer, für uns einzustehen? Weshalb ist es eine so große Herausforderung, unsere Meinung zu äußern und für unsere Bedürfnisse einzustehen? Und zwar ohne Schuldgefühle und ohne das Gefühl, total egoistisch zu sein.
Davor muss aber erst eine andere wichtige Frage beantwortet werden: Warum ist es eigentlich wichtig, für sich selbst einzustehen? Ist es nicht eine gute Eigenschaft, wenn ich Kompromisse eingehen kann und mich selbst nicht immer so in den Vordergrund stelle? Was spricht denn dagegen, mich oft nach den anderen zu richten?
Hier ist ganz wichtig, folgende Punkte zu unterscheiden:
Für sich selber einstehen und die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und nach ihnen zu leben hat nichts mit Egoismus oder sich selbst in den Mittelpunkt stellen zu tun. Es bedeutet, dass du dir über dein Innenleben, über das, was du brauchst, um glücklich zu sein, bewusst bist. Dass du gut mit dir selbst und deinen Bedürfnissen im Kontakt bist.
Wenn du das bist, kannst du auch wunderbar Kompromisse eingehen und empathisch mit anderen Menschen umgehen. Ohne das Gefühl zu haben, dass du selbst auf der Strecke bleibst und immer zu kurz kommst.
Wenn du allerdings immer deine Bedürfnisse hinten anstellst; wenn du dich immer mehr darum kümmerst, dass es den anderen besser geht, als dir selbst, dann führt das zu viel Unzufriedenheit, Frust und dem Gefühl, nicht wichtig zu sein.
Jedes einzelne Mal, wenn du nicht für dich einstehst, wenn du gegen deine Bedürfnisse arbeitest, wenn die Wünsche der anderen wichtiger sind als deine eigenen, arbeitest du gegen dich!
Jedes einzelne Mal „nicht für mich einstehen“ ist eine Ohrfeige für dein Selbstwertgefühl.
Im Umkehrschluss: Wenn du für dich selbst einstehst, stärkst du damit dein Selbstwertgefühl!
Und warum fällt uns das jetzt so schwer?
Dazu müssen wir als erstes Mal einen Blick in unsere Kindheit werfen. Wir lernen schon als kleine Kinder, dass wir mit angepasstem Verhalten weiterkommen, als wenn wir für uns und unsere Bedürfnisse selbst einstehen. Ganz unbedarft wollen wir zwar als Kinder für uns einstehen, aber wenn wir deswegen geschimpft werden und böse Blicke ernten, dann werden wir das bald sein lassen.
Wir begreifen schnell, dass wir mehr gemocht werden, wenn wir uns anpassen.
Insofern ist das „nicht für sich einstehen“ ein angelerntes Verhalten. Ein angelerntes Verhalten, das leider oft schon so perfektioniert ist, dass es für uns ganz normal ist. Das führt auch dazu, dass wir dadurch den Kontakt zu uns selbst immer mehr verlieren. Vor lauter Anpassung wissen wir gar nicht mehr genau, was eigentlich unsere eigenen Bedürfnisse sind. Im Laufe der Zeit entwickeln wir oft, aus diesem Anpassungsprozess heraus, Ängste dazu.
Ängste, dass wir
…nicht gemocht werden.
…abgelehnt werden.
…nicht dazu gehören.
…verlassen werden.
…nicht geliebt werden
…nicht gut genug sind
…etwas leisten müssen, um wertvoll und wichtig zu sein.
Somit sind es zwei Faktoren, die dafür sorgen, dass wir nicht für uns einstehen: Antrainiertes Verhalten und Ängste.
Jetzt aber zur guten Nachricht: Wir können das ändern!
Wir müssen „nur“ das antrainierte Verhalten „umtrainieren“ und unsere Ängste überwinden. Das können wir lernen und dadurch werden wir automatisch besser für uns einstehen können. Das klappt nicht über Nacht, aber wir können trainieren, um jeden Tag ein bisschen besser für uns einzustehen.
Wenn wir beginnen, jeden Tag ein bisschen was zu verändern, werden wir immer mehr und immer besser für uns einstehen.
Was mir besonders wichtig ist: Das Ganze funktioniert auch mit einer empathischen Selbstverständlichkeit, die nicht nur dir guttut, sondern auch deine zwischenmenschlichen Beziehungen erheblich verbessern wird. Denn oft wird für sich einstehen als „zickig sein“ abgestempelt. Das hat überhaupt nichts miteinander zu tun. Und ja, du hast richtig gelesen: Für sich einzustehen, verbessert auch das Miteinander!
Vorausgesetzt, es kommt wirklich tief aus dem Herzen und ist echt gemeint. Das funktioniert nicht, wenn es „gespielt“ und „aufgesetzt“ ist.
Wie stellen wir das jetzt am besten an?
Bevor wir anfangen können, besser für uns einzustehen, müssen wir erst mal wissen, für was wir eigentlich einstehen wollen?
Für sich selber einstehen – Im ersten Schritt geht es um Authentizität.
Was will ich eigentlich wirklich? Was sind meine Bedürfnisse? Sind das wirklich MEINE Bedürfnisse, oder hab ich mir das nur angewöhnt oder übernommen? Welche Werte habe ich? Was ist mir wichtig, was interessiert mich überhaupt nicht?
Das bedeutet nicht, dass du all deine Bedürfnisse jetzt mit der Ellbogen-Methode durchboxen musst. Koste es, was es wolle. Nein! Darum geht es nicht. Es kann auch bedeuten, dass du ganz bewusst einen Kompromiss eingehst.
Wichtig ist, dass du dir über dich, deine Bedürfnisse, deine Wünsche, deine Ziele und über deine Werte im Klaren bist. Was willst du wirklich? So ganz tief aus deinem Herzen? Wenn du das weißt, kannst du entsprechend handeln. Egal, ob du deins durchziehst oder bewusst einen Kompromiss eingehst. Es geht darum, bewusst zu entscheiden.
Wie geht das denn authentisch zu sein?
Diese Frage bekomme ich regelmäßig gestellt. Beginne damit dich und wie du dich gerade fühlst zu beobachten.
Fühlst du dich in der Situation wohl? Ist das Gespräch gerade angenehm, nervt es dich oder findest du es inspirierend? Hast du gerade Ja gesagt, obwohl du viel lieber Nein sagen wolltest? Oder hast du vielleicht Nein gesagt, obwohl eigentlich alles in dir JAAAA sagen wollte?
Wenn du dabei radikal ehrlich bist mit dir, dann lernst du dich selbst so richtig gut kennen. Und dann beginne damit, deine Authentizität immer mehr nach „draußen“ zu lassen.
Du musst dich nicht mehr verstellen, du musst keine Rollen mehr spielen.
Fange an damit, du selbst zu sein. Das ist die wichtigste Grundlage, um gut für sich einzustehen! Und das führt direkt zum nächsten Punkt:
Für sich selbst einstehen, in dem du deine eigenen Bedürfnisse erkennst und danach lebst
Wenn wir nicht für uns einstehen handeln wir oft gegen unsere eigenen Bedürfnisse. Wir tun Dinge, die wir nicht tun wollen oder für die wir keine Zeit haben. Beides ist nicht gut für uns und löst Stress aus.
Gay Hendricks, amerikanischer Psychotherapeut und Autor, hat mal gesagt: „Wir werden nie genug Zeit haben für all die Dinge, die wir nicht tun wollen!“. (Sinngemäß wiedergegeben)
Und die Frage, die wir uns jeden Tag aufs Neue stellen sollten: Wollen wir wirklich unser Leben damit verbringen, Dinge zu tun, auf die wir keine Lust haben?
Deshalb beginne am besten gleich jetzt damit, besser für dich einzustehen, in dem du deine Bedürfnisse wahrnimmst und ihnen einen Platz in deinem Leben gibst. Wenn du dich und dein Empfinden beobachtest, kannst du dazu gleich noch tiefer einsteigen.
Was würde mir denn stattdessen mehr Spaß machen?
Was bräuchte ich jetzt, um mich wohler zu fühlen?
Wenn das Gespräch gerade wirklich toll war, was genau hat dir daran gefallen? Welches Bedürfnis wurde dabei erfüllt?
Was will ich wirklich, so ganz tief in mir drin?
Auch hier ist es wichtig, dass du ehrlich mit dir bist. Es hilft dir nicht weiter, wenn du dich selbst anlügst. Wenn du magst, kannst du gleich jetzt deine individuelle Bedürfnisse-Liste starten. Sobald es geschrieben auf dem Blatt Papier steht, hat es direkt eine größere Wirkung.
Für sich selbst einstehen – Konfrontation & Konflikte aushalten lernen
Die wenigsten können Konfrontation und Konflikte gut aushalten, obwohl es das Normalste der Welt ist. Jeder Mensch tickt anders. Jeder Mensch empfindet und fühlt anders. Jeder Mensch betrachtet die Welt, die Menschen und das Leben durch seine Brille. Da gibt es nun mal Meinungsverschiedenheiten, und viel Potenzial für Diskussionen und Konflikte. Total normal, total menschlich.
Wir können das aber oft schlecht ertragen. Entweder weil wir es immer allen recht machen wollen oder weil wir nicht gelernt haben, wie wir mit Konflikten umgehen können. Oder weil es uns unglaublich schwerfällt, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen. Bei dem Versuch Konflikten aus dem Weg zu gehen, bricht direkt der nächste Konflikt aus. Nämlich der innere Konflikt in uns. Denn wenn wir dem Konflikt im Außen aus dem Weg gehen, geht das meist auf unsere Kosten. Wir stecken zurück und stehen nicht für uns ein.
Des guten Friedens willen…wie es so schön heißt. Aber ganz ehrlich „Everybodies Darling“ zu sein bringt uns rein gar nichts, außer dass wir unzufrieden und unglücklich sind. Also, beginne damit, anders mit Konflikten umzugehen.
Ganz wichtig ist hier, dass du dir immer wieder bewusst machst: Ein Konflikt, eine Meinungsverschiedenheit, eine hitzige Diskussion ist nicht automatisch ein persönlicher Angriff!
Versuche dich mit ein wenig innerem Abstand auch in die anderen hinein zu versetzen. Das ist nicht immer einfach, aber wenn dir das gelingt, wirst du wahrscheinlich den Standpunkt des anderen verstehen können. Und dann kannst du ganz anders mit dem Konflikt umgehen.
Löse dich davon, es allen recht machen zu wollen. Dabei kannst du nur verlieren!
Denn das ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit. Das wird nie funktionieren! Wenn du das wirklich verinnerlichst, bekommst du schon ein großes Stückchen Freiheit geschenkt! Versuche ganz offen dem anderen zuzuhören. Seine Meinung mit deiner zu vergleichen. Wenn du bei deiner Meinung bleibst, dann vertrete die. Am besten mit Empathie und Humor, dann kann da ein ganz wertvoller Dialog daraus entstehen. Und bleib offen für Kompromisse und Alternativen, wer weiß, vielleicht ist die Meinung des anderen ja auch gar nicht so verkehrt.
So können Konflikte wirklich bereichernd sein.
Für sich selbst einstehen – Sei mutig und übe, übe, übe!
Für sich einzustehen, erfordert Mut! Und Übung. Um mutig zu dir zu stehen, solltest du dir über deine Bedürfnisse im Klaren sein. Wenn du zu etwas keine Lust hast, dann sage das. Beginne damit, auch mal nein zu sagen!
Bleibe dabei empathisch und freundlich und konsequent. Das ist tatsächlich Übungssache.
Je öfter du für dich einstehst, und das auf positive Resonanz bei deinem Gegenüber stößt, desto sicherer wirst du werden. Und je öfter du positive Rückmeldungen bekommst, desto leichter wird es dir auch fallen.
Du brauchst positive Referenzerfahrungen, und am besten beginnst du gleich jetzt damit, die zu sammeln.
Übe erstmal mit Kleinigkeiten, bei denen du dir recht sicher bist, dass das gut angenommen wird. Und übe auch mit Personen, die dir nicht so wichtig sind. Dann ist es nicht so schlimm, wenn die mit deinem Nein nicht so gut umgehen können.
Für sich selbst einstehen indem du liebevoll und empathisch Nein sagst
Das „Nein sagen“ ist ein sehr wichtiger Baustein, der uns aber oft so richtig, richtig schwerfällt. Oft, weil wir Angst haben, den anderen zu verletzen oder dass der andere uns dann nicht mehr mag. Deshalb verrate ich dir eine Kommunikations-Technik, die dir dabei hilft, besser nein zu sagen.
Die Sandwich-Technik
Du packst das Nein in zwei positive Aussagen. Die Füllung des Sandwiches ist sozusagen das Nein, und das Brot darüber und darunter ist etwas Positives. Anstatt also zu sagen: Nein, ich kann nicht. (Was ja durchaus sehr hart klingen kann) kannst du sagen:
Ach, das ist eine voll schöne Idee, da hätte ich auch wirklich total Lust drauf. Aber ich kann am Donnerstag leider nicht. Wann würde es dir denn die Woche drauf passen?
Dadurch kann der anderen das Nein viel besser annehmen, weil es nicht so abweisend klingt.
Wichtig ist dabei, dass du die positiven Aussagen auch wirklich ernst meinst. Das muss von Herzen kommen. Wenn es nicht ehrlich ist, dann spürt das der andere, und das hinterlässt oft einen faden Beigeschmack.
Die wundervolle Nebenwirkung des für sich einstehen!
Ich habe ja am Anfang erwähnt, dass unsere Ängste uns oft davon abhalten für uns einzustehen. Besonders die Angst, nicht mehr geliebt und gemocht zu werden. Und jetzt möchte ich dir noch etwas ganz Wichtiges zum Schluss verraten: Genau das Gegenteil ist der Fall!
Ich habe schon sehr, sehr viele Frauen dabei begleitet. Frauen, die nicht für sich eingestanden sind, weil sie diese Ängste hatten. Und nie sind diese Ängste eingetreten.
Nicht nur das: Es ist wirklich das Gegenteil passiert. Zwischenmenschliche Beziehungen haben sich verbessert; Konflikte, die vorher da waren, haben sich aufgelöst und Partnerschaften sind intensiver und inniger geworden.
Warum?
Wenn wir authentisch sind und zu uns stehen, dann können unsere Mitmenschen uns besser greifen und wahrnehmen. Sie haben ein besseres Gefühl dafür, was in uns vorgeht, und wie wir ticken. Dadurch fühlen sie sich sicherer und sind orientiert. Und so können auch sie echter und authentischer sein.
Eine wunderbare Win-Win Situation!
Ich hoffe, ich konnte dir mit dem Artikel neue Impulse und Ideen geben.
Probier die unterschiedlichen Ideen einfach mal aus. Sei dabei liebevoll und geduldig mit dir selbst. Lernen für sich einzustehen braucht einfach ein wenig Zeit und Geduld. Ich wünsche dir ganz viel Spaß und Freude damit, besser für dich einzustehen!
Wenn du das Gefühl hast, dass du für diesen Prozess gerne Hilfe in Anspruch nehmen würdest, dann melde dich gerne bei mir für ein kostenfreies, unverbindliches Erkenntnis-Coaching (ca. 15 Min.). Da können wir uns deine Situation genau anschauen und besprechen, was für dich gute nächste Schritte sein können.