So viele Klientinnen kommen zu mir, weil sie sich fremdbestimmt fühlen. Weil sie das Gefühl haben, ihr Leben nicht selbst in der Hand zu haben. Ich kenne dieses Gefühl sehr gut. Mir ging es lange selbst so, bis mir klar wurde: Das stimmt überhaupt nicht und ich kann das ändern! Wow – was für eine Erkenntnis. Denn genau das ist ja das Problem bei der Fremdbestimmung: Wir haben das Gefühl, dem ausgeliefert zu sein. Das sind wir nicht und in diesem Artikel werde ich es dir beweisen.
Ich bin fremdbestimmt! Woher kommt dieser Glaubenssatz?
Der Ursprung dieses Glaubenssatzes liegt in der frühen Kindheit, in der wir ja tatsächlich fremdbestimmt waren. Wir waren nicht in der Lage, uns um uns selbst zu kümmern und mussten das tun, was unsere Eltern wollten. Wir mussten essen, wenn wir lieber gespielt hätten. Wir mussten ruhig sein und ins Bett, obwohl wir lieber noch getobt hätten. Später dann in Kindergarten, Schule, Ausbildung und Studium verfestigt sich das noch mehr. Wir müssen das abliefern, was unsere Lehrer, Dozenten oder Ausbilder von uns wollen, wenn nicht gab’s Ärger. Im Hintergrund schwingt immer dieser Satz „Ich bin fremdbestimmt“ mit.
Irgendwann wird aus dieser inneren Überzeugung die gefühlte Wahrheit. Ich fühle mich nicht nur fremdbestimmt, ich bin fremdbestimmt. Dieser Glaubenssatz arbeitet weiterhin unbewusst, ohne zu berücksichtigen, dass wir mittlerweile erwachsen sind und unsere eigenen Entscheidungen treffen können. Wir sind dem nicht mehr ausgeliefert, wie wir das als Kind oder Jugendlicher waren. Das ist dem Glaubenssatz aber erstmal egal.
Warum stört dieser Glaubenssatz so?
„Ich bin fremdbestimmt“ macht passiv
Dieser Glaubenssatz sabotiert unseren Alltag, weil er uns passiv macht. ICH BIN FREMDBESTIMMT. Da kann ich nichts machen, da habe ich keinen Einfluss darauf. Mit diesem Glaubenssatz liefere ich mich der Situation aus.
– Mein Chef knallt mir den Schreibtisch mit Arbeit zu. Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Aber, ich kann da nichts machen. Ich muss schauen, wie ich das hinkriege.
– Mein Partner will dauernd was von mir, so hab ich nie meine Ruhe. Ich kann nie richtig abschalten.
– Für meine Eltern muss ich dauernd Sachen erledigen und organisieren. Ich muss immer springen, wenn die mich brauchen.
„Ich bin fremdbestimmt“ zieht andere negative Glaubenssätze an
Außerdem zieht er oft weitere blockierende Glaubenssätze an, wie „Ich hab keine Zeit“, „Ich kann nicht abschalten“ und „Ich muss alles alleine machen“. So wird aus „ich bin fremdbestimmt“ oft ein Glaubenssatz-Cluster, der sich in sich selbst stärkt und immer wieder dafür sorgt, dass wir unzufrieden und gestresst sind. Manche dieser „Cluster-Glaubenssätze“ sind die logische Konsequenz aus anderen Glaubenssätzen, die uns nicht bewusst sind.
Wenn du deine eigenen negativen und blockierenden Glaubenssätze und Glaubenssatz-Cluster besser erkennen möchtest, dann klicke hier und hole dir hier meine Checkliste dazu!
Es ist aussichtslos
Dieser Glaubenssatz schürt das Gefühl der totalen Aussichtslosigkeit! Es gibt keinen Ausweg, keine Lösung, keine Alternativen! Das kann ganz viele unterschiedliche Gefühle in uns hervorrufen: Wut, Zorn, Traurigkeit, Unzufriedenheit, Frust, Aggressivität. Diese Gefühle schwächen uns noch mehr und verhärten das Gefühl von Passivität und Ausgeliefertsein! Wenn wir uns so fühlen, sind wir ganz weit von Lösungen entfernt und der „Ich bin fremdbestimmt“-Strudel wird immer tiefer.
Wie kannst du ihn verändern?
Du weißt jetzt, wie dieser Glaubenssatz auf bewusster und unbewusster Ebene arbeitet und jetzt gehts darum, wie du diesen Glaubenssatz veränderst. Hier gibt es 3 wichtige Punkte, mit denen du sofort loslegen kannst.
Lasse Alternativen zu
Der erste wichtige Schritt ist, dass du in deinen Gedanken die Möglichkeit zulässt, dass es Lösungen und Auswege gibt. Auch, wenn es sich im Moment überhaupt nicht so anfühlt.
Vielleicht gibt es Menschen in deinem Umfeld, die du als Vorbild nehmen kannst. Eine Kollegin zum Beispiel, die sich nicht alles vom Chef auf den Tisch knallen lässt. Oder eine Freundin, die auch mal „Nein“ zu ihren Eltern sagt. Was machen diese Menschen anders? Wo handeln sie anders? Wie reagieren sie anders? Was denken sie anders? Beobachte sie und schau, ob du davon was für dich übernehmen kannst. Je mehr du dich von anderen inspirieren lässt, wie es auch anders ginge, desto mehr Ideen wirst du selbst mit der Zeit bekommen.
Wenn du niemanden zum Abschauen hast, dann arbeite direkt mit deinen Gedanken. Immer wenn du denkst „Ich bin fremdbestimmt. Daran kann ich jetzt nichts daran ändern“ frage dich: Stimmt das wirklich? Kann ich diese Situation ändern und beeinflussen, oder kann ich wirklich gar nichts ändern? Denk bitte an der Stelle noch nicht an Konsequenzen, es geht hier erstmal nur um die Möglichkeiten, die es gibt. Nicht darum, es gleich umzusetzen. Wenn dir gerade wirklich keine Alternative einfällt, dann kannst du folgenden Satz verwenden: „Ich bin mir sicher, dass es Alternativen und Lösungen gäbe, mir fallen sie gerade nur nicht ein.“
In den letzten 12 Jahren meiner Arbeit habe ich immer wieder festgestellt, dass das Fehlen von Alternativen ein wichtiger Punkt ist. Ganz oft habe ich erlebt, dass Veränderung dann beginnt, sobald wir alternative Möglichkeiten finden.
Kommuniziere es
Ein ganz wichtiger Faktor, der dem „fremdbestimmt Fühlen“ viel Gewicht gibt ist, dass wir Dinge annehmen, ohne darüber zu sprechen. Der Chef hat vielleicht gar keine Idee davon, dass du eh schon so viel auf dem Tisch liegen hast. Deshalb macht er sich keine Gedanken darüber, wenn er dir die nächsten Aufgaben übergibt.
Weiß dein Partner eigentlich, dass du dir ein wenig Zeit für dich wünschst? Weiß er, dass du Ruhe brauchst. Und ich meine damit: Hast du es ihm schon mal deutlich gesagt? Ein „Wir sind schon so lange zusammen, das müsste er doch wissen“ gilt nicht.
Beginne damit, die Dinge offen anzusprechen. Nur dann sind die anderen auch orientiert und können dich sogar unterstützten, anstatt dir das Leben schwerer zu machen.
Treffe deine Entscheidungen bewusst
Dieser Punkt ist essenziell! Der wichtigste von allen. Der Punkt, der dir beweisen wird, dass du nicht fremdbestimmt bist.
Alle Situationen, in denen du dich fremdbestimmt fühlst, beruhen auf deiner Entscheidung!
Du könntest zu deinem Chef sagen: „Es tut mir leid, ich habe so viele Dinge auf dem Tisch. Das schaff ich nicht!“ Du hast dich aber entschieden, nichts zu sagen und die Arbeit zu machen.
Du kannst zu deinen Eltern sagen: „Es tut mir leid, aber diese Woche geht es nicht.“ Aber du hast dich dazu entschieden hinzufahren und es zu machen, obwohl du eigentlich keine Zeit und keine Lust hast.
Du hast jetzt wahrscheinlich Gedanken wie: Nein, das kann ich nicht machen, weil dann ist meine Mutter enttäuscht von mir. Oder: Wenn ich das mache, bekomme ich keine Beförderung.
Das mag stimmen, aber das wären dann die Konsequenzen aus deiner Handlung. Du hast dennoch die freie Wahl und kannst deine Entscheidungen frei treffen. Wenn du sagst: Mir ist die Beförderung sehr wichtig, und ich möchte nicht, dass mir die durch die Lappen geht. Deshalb mache ich die Arbeit, auch wenn es zu viel ist. Dann ist das deine freie Entscheidung, weil du eine mögliche Konsequenz vermeiden möchtest. Dann bist du aber nicht fremdbestimmt, denn du hast diese Entscheidung getroffen!
Das ändert vielleicht nicht direkt etwas an der Situation, aber es ändert sehr viel an deinem Gefühl dazu! Wenn dir bewusst wird, dass du nicht fremdbestimmt bist, sondern es so ist, weil du dich so entschieden hast, dann ist das eine ganz andere Sache. Das fühlt sich vollkommen anders an. Und dieses Wissen macht einen großen Unterschied.
Wenn du dich also das nächste Mal fremdbestimmt fühlst, dann frage dich: Ist es wirklich so? Oder war es eine aktive Entscheidung von mir?
Ausnahmen
Es gibt natürlich auch Ausnahmen, allerdings fällt mir gerade nur eine ein: Wenn wir kleine Kinder haben, die noch sehr bedürftig sind und uns und unsere Fürsorge brauchen, um überleben zu können. Dann richtet sich viel nach dem Rhythmus vom Kind und die Eltern sind tatsächlich fremdbestimmt. Natürlich stimmt auch das nur bedingt, denn hier gab es davor auch die bewusste Entscheidung ein Kind zu haben. Dennoch gibt es mit Kleinkindern sehr viele fremdbestimmte Situationen für die Eltern.
Fazit
Das Gefühl fremdbestimmt zu sein kann sehr machtvoll sein und unser Fühlen, Denken und Handeln massiv beeinflussen. Oft ist es dafür verantwortlich, wenn wir unzufrieden und unglücklich sind. Tatsächlich ist es aber in den meisten Fällen ein reines Gefühl, das auf unseren Gedanken und Vorstellungen basiert. Wenn du damit beginnst, dieses Gefühl und deine Gedanken dazu immer und immer wieder zu hinterfragen, wird das eine großen Unterschied macht.
Du hast das Gefühl, du bräuchtest da noch 2-3 Impulse von außen dazu? Dann buche dir hier dein Erkenntnis-Coaching. Da besprechen wir deine aktuelle Situation und was gute nächste Schritte für dich sind.
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Gibt es einen Glaubenssatz, zu dem du gerne einen Artikel lesen würdest? Dann hinterlasse mir den Glaubenssatz gerne in den Kommentaren.
Liebe Rosina,
vielen lieben Dank für diesen Artikel. Er beschreibt sehr gut, die Empfindung „fremdbestimmt zu sein“ und gibt tolle Hinweise, aus dieser Denkschleife auszutreten.
Es ist wichtig, dass uns immer bewusst ist, dass wir eine Wahl haben!
Alles Gute
Claudia
Liebe Claudia,
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ja, da sprichst du einen wichtigen Punkt an: das Gefühl, eine Wahl zu haben! Das ist wirklich wichtig, sich das immer wieder bewusst zu machen.
Liebe Grüße Rosina