Überall liest man von positiven Affirmationen. Manchmal hab ich das Gefühl, als wäre es mittlerweile ein Wundermittel für alles.
Es laufen die Dinge nicht so wie du sie dir wünscht? Dann musst du nur richtig affirmieren! Du möchtest was an dir verändern? Dann musst du nur richtig affirmieren! Du möchtest etwas in deinem Leben verändern? Dann musst du nur richtig affirmieren?
Und wenn’s trotzdem nicht klappt? Dann hast du eben nicht richtig affirmiert!
Das stimmt natürlich nicht!
Genau deshalb möchte ich in diesem Artikel darüber schreiben, warum positive Affirmationen oft nicht funktionieren. Und wie du das ändern kannst.
Als erstes möchte ich aber mal darauf eingehen:
Was sind positive Affirmationen überhaupt?
Der Begriff Affirmation kommt aus dem lateinischen, abgeleitet von affirmatiō. Das bedeutet Versicherung und Beteuerung. Affirmationen sind bejahende Kraftsätze, die die Macht der Worte verwenden um positive Veränderungen zu bewirken.
In einigen psychologischen Verfahren wird mit Affirmationen gearbeitet. Sehr beliebt sind sie auch im Coaching-Bereich und im Mentaltraining.
Wie verwenden wir positive Affirmationen?
In der Praxis bedeutet es, dass ich wir uns einen bejahenden Satz zu einer Situation aussuchen um uns innerlich zu bekräftigen. Diesen Satz wiederholen wir dann im Stillen immer wieder.
Das Ziel ist, dass wir uns durch die positive Affirmation innerlich stärken.
Ein Klassiker wären zum Beispiel die Affirmation „Ich schaff das“ vor einem wichtigen Vorstellungsgespräch.
Positive Affirmationen können sehr wirkungsvoll und stärkend sein. Aber in den letzten Jahren hab ich den Eindruck, dass sie als Allheilmittel verkauft werden.
Und das sind sie nicht.
Die Wahrheit ist, dass positive Affirmationen oft nicht funktionieren.
Ganz im Gegenteil. Positive Affirmationen verursachen oft Frust, Resignation und Stress.
Aber warum schwören dann alle darauf? Warum werden sie uns wie ein Wundermittel verkauft?
Weil es tatsächlich eine sehr gute und wirksame Technik ist. Aber nur dann, wenn wir sie richtig anwenden.
Warum funktionieren positive Affirmationen nicht?
Im Normalfall sieht es so aus:
Es gibt etwas in unserem Leben mit dem wir unzufrieden sind und das wir verändern möchten. Oder wir wünschen uns etwas von ganzem Herzen. Zum Beispiel dieser neue Job, um bei meinem vorherigen Beispiel zu bleiben.
So, und dann beginne ich also vor dem Vorstellungsgespräch damit, mich selbst zu bestärken und positiv zu affirmieren: Ich schaffe das. Ich schaffe das. Ich schaffe das.
Soweit so gut.
Aber was ist, wenn ich wenig Selbstwertgefühl habe und mir selbst nicht viel zutraue?
Glaub ich mir dann überhaupt, wenn ich mir innerlich sage „Ich schaffe das“?
Eher nicht. Viel größer ist die Wahrscheinlichkeit das mein innerer Kritiker anspringt und das Gegenteil behauptet.
Dann kann es passieren, dass auf jede „Ich schaffe das“ Affirmation sofort ein negativer Gegengedanke wie „So ein Schmarrn. Das schaffst du nie“ hochkommt.
Genau das ist das große Problem: Positive Affirmationen sind nicht dazu geeignet uns selbst in die Tasche zu lügen.
Wenn ich mir selbst wenig zutraue, habe ich nicht das Gefühl alles schaffen zu können.
Und wenn ich mir das dann aber trotzdem affirmiere, passt das nicht meinen inneren Überzeugungen zusammen.
Und dann hat die Affirmation keine positive Wirkung. Sondern sie führt dann zu negativen Gefühlen und Gedanken, Frust und Selbstzweifel.
Funktionieren also positive Affirmationen überhaupt oder ist das alles nur Humbug?
Nein! Ist es nicht.
Positive Affirmationen funktionieren. Sehr gut sogar. Aber, sie müssen richtig angewendet werden!
Wie können wir positive Affirmationen richtig anwenden?
Hier erst mal drei wichtige allgemeine Infos:
– Positive Affirmationen müssen immer positiv formuliert werden. Keine Verneinungen. (Also nicht: Ich will keine Angst mehr haben. Sondern stattdessen: Ich vertraue)
– Je kürzer die Affirmation umso besser.
– Sie sollen den Wunschzustand klar und präzise beschreiben.
Dann ist wichtig festzulegen:
1. Welches Ziel möchten wir mit den positiven Affirmationen erreichen?
Geht es darum,
– sich zu beruhigen, runterzufahren und Stress abzubauen.
– uns für ein zeitlich beschränktes, kurzfristiges Ereignis zu stärken (wie z.B. das Vorstellungsgespräch?)
– insgesamt selbstsicherer und selbstbewusster zu werden
– alte, eingefahrene Muster und Strukturen zu verändern.
Im nächsten Schritt beginnen wir dann mit den Affirmationen zu arbeiten.
Und zwar so, dass sie auch tatsächlich eine positive Wirkung haben.
2. Wie können wir positive Affirmationen stärkend anwenden?
2.1 Positive Affirmationen um Stress zu reduzieren
In diesem Fall ist es tatsächlich so, dass positive Affirmation funktionieren, auch wenn sie nicht mit unserem Gefühl und unserem Innenleben zusammenpassen. Das ist die einzige Ausnahme.
Wir können also positive Affirmationen verwenden, die den Zustand beschreiben, den wir erreichen möchten.
Zum Beispiel: Ich bin ganz ruhig und entspannt. Ich bin gelassen.
Wenn wir gestresst sind entsteht schnell ein Kreislauf zwischen unseren Gedanken, unserem Empfinden und unserer körperlichen Reaktion.
Wir denken darüber nach, dass wir gestresst sind. Dann fühlen wir uns gestresst und danach produziert der Körper die entsprechenden Stresshormone.
Diesen Kreislauf können wir durchbrechen, indem wir unser Gedankenmuster ändern.
Wenn wir denken: Ich bin so gestresst, wie soll ich das bloß alles schaffen? verstärken wir unser Stressempfinden. Mit positiven Affirmationen können wir diesen Kreislauf durchbrechen.
Das wiederum führt dazu, dass unser Stressempfinden sinkt, unsere körperlichen Reaktionen weniger werden und wir uns entspannen.
Wenn wir unsere Affirmationen dann noch mit tiefen und gleichmäßigen Atemzügen begleiten, dann fühlen wir uns schnell viel ruhiger und entspannter.
2.2 Positive Affirmationen als Vorbereitung auf ein spezielles Ereignis
Hier können positive Affirmationen auch sehr wirkungsvoll und kraftvoll sein.
Aber Achtung: Die Gefahr ist groß, dass wir gegen unser inneres Empfindens handeln.
Nehmen wir mal an, ich habe ein erstes Date. Ich bin ziemlich aufgeregt, freue mich einerseits riesig, weil ich den Typen ziemlich gut finde. Aber gleichzeitig habe ich ein wenig Angst und bin misstrauisch, weil meine letzten Dates und das was danach folgte eine Vollkatastrophe war.
Wir können jetzt natürlich affirmieren „Das wird ein fantastisches Date“. Aber da wird sich mit ziemlicher Sicherheit das kleine Teufelchen in uns melden und uns Sätze zuflüstern, wie
– ach, das geht bestimmt wieder in die Hose.
– bestimmt bist du wieder an den Falschen geraten
– das wird garantiert ein Reinfall.
Wir können jetzt natürlich versuchen dagegen zu affirmieren, allerdings führt das nur zu einem inneren Konflikt. Das ist nicht nur anstrengend sondern führt vor allem dazu, dass ich ziemlich unentspannt und gestresst zu meinem Date gehe.
Dann stehen die Chancen hoch, dass mein Date wirklich eine Katastrophe wird.
Deshalb müssen wir hier einen kleinen Umweg nehmen.
Jetzt geht es darum, das Teufelchen wahrzunehmen, es ernst zu nehmen aber ihm nicht zu viel Macht zu geben.
Wichtig ist, dass wir auf unsere inneren Stimmen hören. Das wir wahrnehmen, was der Widerstand in uns sagt. Das wir diesen Widerstand nicht einfach nur weg haben wollen!
Aber das wir dem inneren Widerstand nicht die Kontrolle übergeben.
Das können wir machen, in dem wir mit diesen inneren Anteilen in Dialog treten.
Drei Punkte sind dabei wichtig:
– Den Widerstand wahr nehmen: Ich höre deine Einwände.
– Ihn zu beruhigen: Dass die letzten Dates nicht gut liefen hat nichts mit heute zu tun.
– Bewusst zur Seite stellen: Ich habe gehört, was du zu sagen hast und es wahr genommen, aber heute Abend hast du frei.
Und nachdem wir den inneren kritischen Stimmen Aufmerksamkeit entgegen gebracht haben, können wir mit den positiven Affirmationen beginnen.
Das ist eine Möglichkeit, wir wir mit positiven Affirmationen arbeiten können, auch wenn sie nicht unserem inneren Empfinden entsprechen.
Das ist aber keine langfristige und nachhaltige Lösung, deshalb ist sie besonders gut für spezielle, zeitlich befristete Ereignisse geeignet.
2.3 Selbstsicherer und selbstbewusster werden mit positiven Affirmationen
(Selbstsicher und selbstbewusst ist jetzt nur ein Beispiel von mir. Du kannst das natürlich mit deinen Wünschen ersetzen)
Wir wünschen uns selbstsicherer und selbstbewusster zu werden, wenn wir das Gefühl haben, dass wir es nicht (genug) sind.
Hier ist also schon vorprogrammiert, dass mein inneres Empfinden nicht mit meinen Affirmationen zusammenpasst.
Deshalb macht es keinen Sinn hier einfach zu affirmieren: Ich bin selbstbewusst, Ich bin selbstsicher.
Da würde sofort unser innerer Kritiker laut aufschreien!
Damit wir die positiven Affirmationen hier stärkend für uns nutzen können, brauchen wir ein paar Zwischenschritte.
Schritt 1
Es hilft erst mal das Ziel genauer zu definieren. Selbstbewusstsein ist ein Überbegriff.
Was ist denn für dich selbstbewusst? Welche Eigenschaften hat für dich eine selbstbewusste Person? Wie verhält sich eine selbstbewusste Person?
Und was genau hättest du davon gerne? Was genau wünscht du dir davon?
Wenn du dir das genau überlegt hast, kannst du beginnen zu affirmieren. Vielleicht ist es schon möglich, die gewünschte Eigenschaft zu affirmieren, ohne dass du dabei inneren Widerstand spürst.
Sage deine Affirmation ein paar Mal auf. Nimm danach ein paar Atemzüge und spüre wie es sich anfühlt.
Wenn du inneren Widerstand spürst, braucht es noch einen weiteren Zwischenschritt.
Schritt 2
Bleiben wir bei dem Beispiel der Schlagfertigkeit.
Lasse dein bisheriges Leben Revue passieren. Wie einen Film, den du zurückspulst. Gab es da schon mal eine Situation, wo du schlagfertig reagiert hast? Wo du richtig zufrieden mit dir warst?
Oder wo du vielleicht annähernd so schlagfertig warst, wie du es dir wünschst?
Super, das ist eine wichtige positive Referenzerfahrung, die du gut für dich nutzen kannst. Hole dir die Situation so bildlich wie möglich ins Gedächtnis.
Wie hast du dich damals gefühlt? Wie ging es dir dabei? Wo genau in deinem Körper hast du das Gefühl gespürt? Gab es vielleicht auch eine spezielle Körperhaltung dazu?
Wiederhole jetzt mit diesem inneren Bild deine Affirmationen. Nimm wieder ein paar tiefe Atemzüge und spüre nach.
Wenn du keinen Widerstand mehr spürst, kannst du jetzt mit deiner Affirmationen arbeiten. Stelle dir am besten immer diese Situation dabei vor.
Wenn du immer noch inneren Widerstand spürst, dann…
Schritt 3
…solltest du dein Ziel in kleine einzelne Schritte herunterbrechen. Und probiere alle Einzelschritte als Affirmation durch.
Beginne dann mit der Affirmation, wo du mit gutem Gefühl sagen kannst: Ja, das fühlt sich richtig gut an!
Zum Beispiel könnte man die Schlagfertigkeit runter brechen in:
Spontaner sein, witziger sein, gelassener reagieren, sicherer sein.
2.4 Alte, eingefahrene Muster und blockierende Strukturen verändern
Die Königsdisziplin! Hier können wir auch wunderbar mit positiven Affirmationen arbeiten, aber nur begleitend und verstärkend. Du kannst keine hemmenden Muster und blockierenden Strukturen einfach nur weg affirmieren.
Wenn wir unsere Muster und Strukturen verändern möchten, müssen wir mit ihnen arbeiten.
Dass heißt erst mal erkennen, welche Muster und Strukturen hemmen und blockieren mich? Welche Auswirkungen hat das auf mein Leben?
Im nächsten Schritt geht es darum herauszufinden, warum habe ich diese Muster? Welche Ursachen liegen diesen Mustern zugrunde?
Dann ist es wichtig, dass wertzuschätzen. Also auch die Muster nicht einfach nur weg haben wollen. Sondern sich wohlwollend damit auseinander setzen.
Und dann können neue innere Strategien entwickelt werden. Dabei können uns positive Affirmationen bestärken und unterstützen.
Fazit:
Positive Affirmationen können sehr wirkungsvoll sein. Wir können sie nutzen um uns innerlich zu stärken oder uns auf eine spezielle Situation vorzubereiten.
Aber nur, wenn wir sie richtig verwenden.
Deshalb ist es wichtig, dass unser inneres Empfinden mit den positiven Affirmationen zusammenpassen. Denn sonst erreichen wir das Gegenteil: Sie lösen Stress, Frust und negativen Gedanken in uns aus.
***
Wenn du bereits versucht hast, mit positiven Affirmationen zu arbeiten, aber der Erfolg einfach ausgeblieben ist, dann melde dich gerne bei mir für ein kostenloses Erkenntnis-Coaching.
In dem Erkenntnis-Coaching können wir besprechen, welche nächsten Schritte für dich und deine Situation am besten passen.
Du wünschst dir regelmäßige Impulse für mehr Zufriedenheit, innere Ruhe und Lebensfreude?
Dann melde dich gleich jetzt für meine wöchentlichen Seelenglück-Mails an:
Ich hoffe, ich konnte dir mit dem Artikel neue Impulse und Ideen geben.
Lass es dir gut gehen, bis dahin,
Rosina
PS: Wenn Dich das Thema näher interessiert, Du Frage oder Anregungen hast, dann schreib mich an unter mail@rosinageltinger.de oder hinterlasse hier einen Kommentar.
Rosina Geltinger
Heilpraktikerin für Psychotherapie,
psychologischer Coach, holistische Psycho-Kinesiologin, Kursleiterin für Entspannungsverfahren
www.rosinageltinger.de
www.facebook.com/RosinaGeltinger
www.pinterest.de/rosinageltinger
www.xing.com/profile/Rosina_Geltinger
Über die Autorin: Rosina Geltinger
Ich liebe es die Wege der Seele zu ergründen. Davon bin ich schon seit vielen Jahren fasziniert. Ich finde es unglaublich spannend zu sehen, welche kreativen Wege unsere Seele findet, um uns an unsere Themen liebevoll heranzuführen.
Der Schlüssel zum Glück liegt immer in uns. Davon bin ich überzeugt. Je tiefer und besser wir uns selbst kennen, verstehen und annehmen, desto glücklicher und zufriedener können wir sein.
Dazu arbeitet ich seit vielen Jahren mit meinen Klienten online und offline in meiner Praxis in München.
Auf meinem Blog schreibe ich zu den Themen Selbstwertgefühl, Lebensfreude und innere Ruhe.
Ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie, holistische Psycho-Kinesiologin, Kursleiterin für Entspannungsverfahren. Mehr über mich erfährst Du hier.