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Selbstfürsorge & Stressbewältigung

Innere Ruhe ist nicht das, was du denkst…

By 19. November 2018Februar 8th, 20242 Comments

Ein Gastartikel von Anchu Kögl von www.anchukoegl.com

Wenn wir an innere Ruhe denken, erscheint in unserer Vorstellung vielleicht das Bild eines friedlich meditierenden Buddha. Oder das eines Samurai, der selbst im Feuer des Kampfes gelassen bleibt.

Aber was ist innere Ruhe wirklich?

  • Wieso gehen einige Menschen vor Gelassenheit strotzend durch die Welt, während andere unter Dauerstress leiden?
  • Was sind die negativen Folgen innerer Unruhe?
  • Wie schaffst du es, innerlich ruhiger zu werden – und diese Ruhe auch in schwierigen Lebensphasen beizubehalten?

Um jene Fragen zu beantworten, sollten wir uns zunächst die Unterschiede zwischen Gelassenheit und Anspannung anschauen. Kurz – wir sollten herausfinden, was innere (Un)Ruhe überhaupt ist.

Der Ursprung deiner (Un)Ruhe

Was ist innere Ruhe eigentlich? Innere Ruhe ist ein Zustand, der Körper und Geist gleichermaßen beeinflusst.
In einer solchen Verfassung:

  • Atmest du tiefer, während dein Puls langsamer wird.
  • Verschärft sich deine Wahrnehmung und ein Gefühl der Klarheit stellt sich ein.
  • Befindest du dich in Harmonie mit dem, was gerade mit dir und dich herum passiert.

Bist du hingegen unruhig, passiert das komplette Gegenteil:

  • Deine Gedanken und Gefühle drehen sich auf zwanghafte Art und Weise im Kreis.
  • Deine Muskeln wollen nicht lockerlassen.
  • Du hast den Eindruck, dass irgendetwas dich hetzt, umtreibt.

Und als Folge dieser Anspannung fühlst du dich schlecht.

Während innere Ruhe Ausgeglichenheit und Seinsfreude mit sich bringt, sind die Begleiterscheinungen innerer Unruhe Hektik, Angst und Depression. Ohne Frage ist der erste Zustand der erstrebenswertere.

Diesen Zustand zu erreichen ist jedoch nicht immer einfach:

  • Ein stressiger Beruf oder Schwierigkeiten in deiner Beziehung verhindern, dass du dich wirklich entspannen kannst.
  • Schlechter Schlaf oder mieses Wetter verderben dir die Laune und steigern deine Reizbarkeit.
  • Und wenn du denkst, dass gerade alles gut ist, läuft dir ein ehemaliger Mitschüler, der dich früher gemobbt hat, über den Weg. Erinnerungen an die Vergangenheit kommen wieder hoch. Und deine Gelassenheit ist futsch.

Wenn du nicht wachsam bist, wirst du unter solchen Umständen zum Spielball des Lebens. Du hast nun das Gefühl, deiner inneren Unruhe hilflos ausgeliefert zu sein. Und vergisst, dass du selbst Einfluss darauf nehmen kannst, wie entspannt und ausgeglichen du bist.

In den nächsten Abschnitten habe ich deshalb drei Tipps zusammengestellt, mit denen du die Kontrolle über dein Leben zurückholst. Wenn du sie befolgst, wirst du mit ein bisschen Übung die Gelassenheit eines Buddha und die Ruhe eines Samurai erlangen.

1. Gehe durch den Sturm

Um echte innere Ruhe zu erlangen, musst du zunächst eine ziemlich ernüchternde Tatsache begreifen:

Ein Zustand konstanter innerer Ruhe ist einfach nur unrealistisch.

Denn jedes normale Leben steckt voller Höhen und Tiefen. Der Tod einer nahestehenden Person kann dir einer Sekunde den Boden unter den Füßen wegziehen, während du am nächsten Tag erfährst, dass deine beste Freundin schwanger ist.

„That’s life!“ sang schon Frank Sinatra. Und erkannte damit die Ironie des Lebens.

Du kannst es gar nicht vermeiden, hin und wieder gestresst und unruhig zu sein. Mehr noch: Wahre innere Ruhe entwickelst du vor allem dann, wenn du dich bewusst und entschlossen in die Herausforderungen deines Lebens (und das ist ein schönes Wort für Katastrophen) stürzt.

Stell dir einfach mal vor, du bist der Kapitän eines Schiffes. Du steuerst dieses Schiff quer durch den Atlantik, ohne dass auch nur das Geringste passiert. Du bist glücklich darüber. So sehr, dass dir beinahe schon langweilig wird.

Auf einmal geht es jedoch los. Ein gewaltiges Unwetter zieht auf. Der Stahlkoloss unter dir ächzt, während ein orkanartiger Regen dir jegliche Sicht nimmt. Du fühlst dich verloren und überfordert.

Und trotzdem hast du die Wahl:

Entweder du tust alles, um im Sturm Kurs zu halten.

Oder du verkriechst dich in deiner Kajüte. Und riskierst damit, dass du zusammen mit dem Schiff untergehst.

Was hinter der Geschichte steckt

Auch wenn sie etwas dramatisch klingen mag – diese Geschichte ist eine sehr gute Metapher für dein Leben:

  • Du stehst nach einer Kündigung ohne Job da. Und kannst nun wählen, ob du dich auf die Suche nach einer wirklich erfüllenden Arbeit machst. Oder jene Gelegenheit annimmst, die dir die meiste Sicherheit zu versprechen scheint.
  • Deine Schüchternheit scheint dich zu überwältigen. Dir steht es nun offen, ob du dich überwindest und häufiger auf andere Menschen zugehst. Oder einsam in deinem Kämmerlein versauerst.
  • Du merkst, dass es in deiner Beziehung nicht so läuft, wie du es gerne hättest. Ob du dich diesem Problem annimmst oder nicht – du hast die Wahl.

Immer wieder wird es in deinem Leben stürmen. Wenn du diesen Stürmen entschlossen begegnest, wirst du zwar kurzfristig von der Schwere deiner Aufgabe überwältigt sein.

Langfristig wirst du jedoch wachsen. Durch das Meistern deiner Herausforderungen wird sich ein Gefühl innerer Ruhe in dir einstellen, das nur derjenige kennt, der sich kompromisslos ins Leben stürzt.

Anstatt also mehr innere Ruhe zu verlangen, akzeptiere die Unruhe. Genieße sie. Suhle dich darin. Und stürze dich in den Sturm.

2. Finde einen Ort der Geborgenheit

Es gibt einige Grundbedürfnisse, die alle Menschen haben:

  • Den Wunsch, Anerkennung zu erfahren.
  • Das Verlangen nach Geborgenheit.
  • Den Drang, die Dinge kontrollieren zu wollen.

Selbst wenn diese Bedürfnisse nicht bei jedem Menschen gleich stark ausgeprägt sind, sind sie doch bei jedem vorhanden. Auch bei dir. Ob du es willst oder nicht.

Und weil sie so essenziell sind, spürst du mit jeder Faser deines Seins, sobald eines davon nicht ausreichend befriedigt ist.

Anders formuliert: Deine innere Unruhe ist unter Umständen nichts anderes als ein Signal deines Unterbewusstseins.

“Mir geht’s nicht gut! Ich fühl mich nicht sicher! Irgendetwas fehlt!“, spricht es zu dir.

Und bei diesem fehlenden „Etwas“ handelt es sich meist um einen Ort der Geborgenheit.

In einer Zeit, in der wir Fortschritt und Unabhängigkeit mehr wertschätzen als Verbindung und Vertrautheit, in der die Technik narzisstisch, stolz und einsam macht, fühlen wir uns oft verlassen.

Es fehlt uns an Nähe und sozialem Kontakt, die über ein gemeinsames Mittagessen oder eine wilde Partynacht hinausgehen.

Und deshalb werden wir innerlich unruhig.

Suche dir deshalb einen Ort, an dem du dich wohlfühlst. An dem du zur Ruhe kommen kannst und angenommen wirst. Was für ein Ort das ist, hängt von dir ab. Wichtig ist nur, dass du dort Leute triffst, bei deinen du dich wirklich zu Hause fühlst:

  • Ein wöchentlicher Häkelkurs, dessen Teilnehmer dich immer wieder in spannende, tiefe Gespräche verwickeln.
  • Die WG eines Freundes, mit dem du zusammen lachen und weinen kannst.
  • Eine Tanzschule voller Menschen, die genauso herzlich wie tanzbegeistert sind.

Es gibt viele Orte, die Ruhe und Geborgenheit spenden. Wenn du kreativ genug bist, kannst du auch selbst einen solchen Ort erschaffen – zum Beispiel, indem du regelmäßig Koch- oder Spiele-Abende veranstaltest.

Wenn du zu jenen Menschen gehörst, die soziale Dinge über lange Zeit vernachlässigt haben, wirst du dich mit dem Finden oder Kreieren dieses Ortes zunächst schwertun.

Das ist vollkommen ok. Sobald du jedoch die Wichtigkeit sozialer Verbindungen erkannt hast, bist du in der Lage, positive Veränderungen einzuleiten, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen.

  • Investiere deine Zeit und Aufmerksamkeit in Menschen, die dir wichtig sind.
  • Übe dich im Geben – sei sozial und zuvorkommend, ohne deine eigenen Grenzen zu überschreiten.
  • Erlaube es dir, dich deinen Mitmenschen zu öffnen. Zeige dich verletzlich. Und erfahre im Gegenzug Vertrauen und Nähe.

Denn Orte der Geborgenheit sind wichtig. Ob in stürmischen oder friedlichen Zeiten – sie geben dir Kraft und Sicherheit, machen dein Leben um ein Vielfaches lebenswerter.

Und sorgen letztendlich dafür, dass du zur Ruhe kommen kannst.

3. Verbinde dich mit deinem Körper

„Ich denke, also bin ich!“

Dieser berühmte Ausspruch hat die westliche Zivilisation vor einigen Jahrhunderten für immer verändert. Er stammt vom René Descartes, einem Philosophen und Mathematiker, der das Denken als zentrales und wichtigstes Element der Menschlichkeit sah.

Spulen wir die Zeit etwas nach vorn, kommen wir in der Gegenwart an. Noch immer sind wir so dermaßen verkopft, dass die meisten von uns den eigenen Körper lediglich als Anhängsel des Gehirns sehen.

Eine solche Vorstellung hat jedoch radikale Folgen:

1. Wir schneiden uns von der eigenen Körperwahrnehmung ab, weil wir sie für unwichtig halten.
2. Dadurch verlieren wir das Gefühl für all jene Warnsignale unseres eigenen Organismus‘, die dieser immer dann aussendet, wenn irgendetwas mit uns nicht in Ordnung ist.
3. Das Resultat sind (körperliche) Symptome wie Depression und Burnout, Rückenschmerzen oder schlechte Laune. Oder eben das Gefühl anhaltender innerer Unruhe.

Der wohl schnellste Weg zur inneren Ruhe

In den ersten beiden Punkten hast du sehr effektive Wege, um entspannter und ruhiger durchs Leben zu gehen. Der wohl schnellste Weg zur inneren Ruhe ist jedoch der körperliche. Mach einmal folgendes Experiment, bevor du weiterliest:

Atme sieben Mal hintereinander tief und langsam ein und aus.

Spürst du, dass du dich schon jetzt ausgeglichener fühlst?

Auf eine gesunde Atmung zu achten, ist nur ein Weg zu mehr innerer Ruhe im Körper. Hier sind noch einige andere:

  • Schalte dein Handy ab und zu aus – für eine Stunde, einen Abend oder sogar einen kompletten Tag. Und nutze diese Zeit, um verstärkt in deinen Körper hineinzuspüren. Wo fühlt es sich gut an? Wo sitzen Verspannungen? Kannst du sie loslassen oder wegmassieren?
  • Treibe Sport und gönne dir danach ein heißes Bad oder einen Aufguss in der Sauna. Durch den Wechsel von der An- zur Entspannung hältst du dein autonomes Nervensystem fit. Die Folge: Tiefe innere Ruhe.
  • Ernähre dich gesund. Dein Körper kann sich nur dann entspannen, wenn du ihm die nötigen Nährstoffe gibst. Und wenn du dir die richtigen Rezepte heraussucht, schmeckt das, was gesund ist, auch noch lecker.

Eine positive Verbindung zu deinem Körper ist enorm wichtig. Behandle ihn deshalb gut. Bring ihm Liebe, Wertschätzung und Aufmerksamkeit entgegen.

Dann wird er dich mit innerer Ruhe und wohliger Entspanntheit belohnen.

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Über den Autor: Anchu Kögl

Anchu Kögl ist ein Autor, der es liebt, anders zu denken. In seinen Texten verbindet er praktische Erfahrung mit psychologischem Fachwissen. Nach 5 Jahren Weltreise lebt Anchu nun auf Zypern.

Falls dir dieser Artikel gefallen hat, schaue doch einfach mal auf Anchus Blog vorbei. Er schreibt dort unter anderem über Gelassenheit, Selbstbewusstsein und andere Dinge, die das Leben lebenswert machen.

2 Comments

  • Matthias sagt:

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