#Tag 5 der Blogdekade
Höher, schneller, weiter!
Höher, schneller, weiter – das Lebens-Mantra für viele Menschen. Früher war das noch viel ausgeprägter als heute.
Ich weiß nicht mehr genau, wann es passiert ist. Aber irgendwann kam eine „Höher, schneller, weiter-Gegenbewegung“. Die Menschen hatten es satt, sich über Leistung zu definieren. Sie wollten mehr vom Leben. Genießen, leben und sich daran freuen, und nicht ständig dem nächsten Ziel hinterherhetzen.
Mir ging es genauso. Bis ungefähr 2000 war für mich klar: Ich werde Hotel-Direktorin einer großen Hotel-Kette. Oder von einem ganz feinem „Einzel-Hotel“. Da gabs keinen Zweifel für mich. Aber ich kannte viele Leute, die im Hotel Karriere gemacht haben. Ich wusste, wie viel Arbeit das war. Ich wusste, wie viel sie dafür aufgeben mussten.
Und da kam der Punkt, an dem ich mich fragte: Will ich das wirklich? Will ich wirklich so ein Leben führen? Möchte ich wirklich mein ganzes Leben dem Job widmen? Das konnte ich mit einem klaren Nein beantworten, und so war die Hotelkarriere für mich keine Option mehr.
Ein erfülltes Leben führen
Das war auch die Zeit, in dem das Wort „Work-Life-Balance“ geprägt wurde. Die Frage „Wie führe ich ein erfülltes Leben? Wie führe ich ein Leben, dass wirklich mir entspricht?“ ersetzte für viele das höher, schneller, weiter.
Ein regelrechter Boom von Entspannungsmethoden, Meditation und Yoga wurde losgetreten. „Wie komme ich in meine Mitte“ wurde für viele wichtiger als „wie komme ich weiter“. Ich fand das toll. Es war so dringend notwendig, dass wir uns von dem ständigen „leisten müssen“ befreien. Zu der Zeit habe ich mich nur hobbymäßig mit der Psyche beschäftigt, aber ich wusste, dass dieser Wandel für unsere seelische Gesundheit wirklich wichtig war.
Aber dann ist was passiert, was mich anfangs nur ein wenig gewundert und mit der Zeit richtig erschrocken hat. Ich hatte das Gefühl, dass die „höher, schneller, weiter Energie“ einfach auf das neue Thema übertragen wurde.
Wer ist öfter auf der Yoga-Matte, wer meditiert länger und wer beschäftigt sich mehr mit seiner Persönlichkeitsentwicklung. Und auch heute habe ich noch oft das Gefühl, dass es oft darum geht, sich selbst zu optimieren und noch besser zu werden. Zwar auf einer anderen Ebene als früher, aber mit derselben Energie.
Ob ich jetzt meinem Karriereziel hinterherhetze oder dem perfekten Meditationsergebnis ist im Prinzip egal. Hetzen ist hetzen. Wenn ich der persönlichen Weiterentwicklung hinterherhetze wird mich das auf Dauer vermutlich genauso stressen und unglücklich machen wie das höher, schneller, weiter. Egal, welches Ziel ich verfolge.
Es geht nicht so sehr darum, was ich mache, sondern mit welcher Einstellung und mit welcher inneren Haltung.
Ich jogge zum Beispiel für mein Leben gerne. Dabei entspanne ich und ich kann meine Gedanken mal so richtig treiben lassen. Ich hab beim Joggen die besten Ideen und ich genieße das Laufen und die Umgebung. Und so oft sehe ich andere Jogger, die ein total verkrampftes und verbissenes Gesicht haben. Da ist klar: Sie hassen das joggen. Sie machen es nicht aus Freude oder aus Spaß, so wie ich.
Mir tut das Joggen wirklich gut, bei den verkrampften Joggern wage ich das zu bezweifeln.
Und ich glaube, genau das macht den großen Unterschied: Nicht was du machst, ist entscheidend, sondern wie du es machst.
Und noch eine wichtige Nachricht zum Schluss: Du musst dich nicht selbst optimieren! Denn du bist gut genauso wie du bist!
Über die Autorin: Rosina Geltinger
Ich liebe es die Wege der Seele zu ergründen. Davon bin ich schon seit vielen Jahren fasziniert. Ich finde es unglaublich spannend zu sehen, welche kreativen Wege unsere Seele findet, um uns an unsere Themen liebevoll heranzuführen.
Der Schlüssel zum Glück liegt immer in uns. Davon bin ich überzeugt. Je tiefer und besser wir uns selbst kennen, verstehen und annehmen, desto glücklicher und zufriedener können wir sein.
Dazu arbeitet ich seit vielen Jahren mit meinen Klienten online und offline in meiner Praxis in München.
Auf meinem Blog schreibe ich zu den Themen Selbstwertgefühl, Lebensfreude und innere Ruhe.
Ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie, holistische Psycho-Kinesiologin, Kursleiterin für Entspannungsverfahren. Mehr über mich erfährst Du hier.